Hätte ich am 4. März ein Eis gegessen, als ich die Gazzetta del Mezzogiorno aufgeschlagen habe, wäre es mir im Halse stecken geblieben. Warum?
Ich habe längere Zeit überlegt, ob ich meine Verstrickungen ins Bareser Verbrechen hier auf dem Blog zugeben soll. Zum einen ärgere ich mich insgeheim und hiermit nun auch offiziell, dass ich der Mafia in den letzten Jahren geholfen habe, Geld zu waschen. Außerdem berichte ich ungern von der dunklen Seite meiner sonst so hellen Wahlheimat. Doch vielleicht ist es wieder einmal an der Zeit, daran zu erinnern, dass Apulien nicht nur „Hotspot“ und „en Vogue“, sondern auch Spielwiese von Gewalt und Verbrechen ist.
Wenn in Italien jemand dem Fiskus nur 700 Euro Pension monatlich deklariert, aber gleichzeitig 21 Bankkontos, mehrere Appartments, eine Villa, acht Autos und andere Güter besitzt, dann macht er sich verdächtig. So ergaben die zurückliegenden Untersuchungen der italienischen Antimafiaorganisation Dia und der örtlichen Polizei denn auch, dass Biagio Cassano, der den Besitz all dieser Güter und leider auch der von mir bevorzugten Eiscremebar-Kette „Gasperini“ mit Hilfe von Strohmännern bisher gut zu verschleiern wusste, dem organisierten Verbrechen angehört. Seine Besitztümer wurden laut der Tageszeitung Gazzetta del Mezzogiorno vor zwei Wochen beschlagnahmt; so auch meine Lieblingseiscremebar auf dem Corso Cavour, die im Moment wie Cassanos andere Lokale unter staatlicher Aufsicht weiterlaufen.
Zum Glück gelingt den Behörden immer mal wieder ein erfolgreicher Schlag gegen „Subjekte von bemerkenswert kriminellem Format“. Das einzig Positive an dieser Situation ist, dass das Eis immer noch so gut schmeckt, wie als es noch Verbrechereis war (davon habe ich mich am Donnerstag überzeugt) und, dass man in dieser Eisbar mit Sicherheit nicht mehr die Unternehmungen der Mafia mitfinanziert. Mein Vertrauen in andere Bars und Caffes ist dahingehend vorläufig auch erschüttert.