Verkanntes Kleinod vor der Haustür

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„Torre delle monache“, Nonnen-Turm bei Triggiano, 2015

Als mich meine Eltern über Ostern besuchten, begab ich mich mit meinem Vater auch mal wieder auf einen Spaziergang entlang des touristischen Trimmdich-Pfades von Triggiano, denn nach den üppigen Essen vom Ostersonn- und Ostermontag taten die sieben Kilometer quer durch Olivenhaine, Weinreben und wild wuchernde Kaktusfeigen nicht nur gut sondern auch not. Abgesehen davon, dass das Müllproblem, von dem ich vor längerer Zeit schon berichtete, sich natürlich nicht in Wohlgefallen aufgelöst hat, sondern die Müllhaufen nur gelegentlich ausgetauscht werden, wuchs mein Interesse daran, was es mit dem fast verfallenen „Torre delle Monache“, also einem Nonnen-Turm, auf sich hat.

Das Meer immer in Sichtweite

Das Meer immer in Sichtweite

Noch zwei, die sich am Frühling erfreuten

Auf der Suche nach Informationen gelangte ich statt zu mehr Wissen über diese Ruine zu einem Schriftstück, das unter anderem die Gegend um Lama San Giorgio, durch die der „Percorso Ginnico Turistico“ führt, als Teil eines großflächigen Regionalparks mit Orchiedeen und anderen seltenen Arten beschreibt, die auf der Roten Listen stehen und vom Washingtoner Abkommen geschützt werden. Dabei meint „lama“ ein karstiges, ehemaliges Fluss-Tal, das in die landwirtschaftlich genutzte Fläche eingebettet ist und vor allem an seinen Rändern ein eigenständiges, komplexes Ökosystem bildet. Lama San Giorgio erstreckt sich von Triggiano aus an der Küste entlang bis Gioa del Colle. Wow! Wie beeindruckend. Wir wanderten also quasi durch ein Naturschutzgebiet. Ob das unsere müllabladenden Mitmenschen auch wussten?

IMG_1295Leider steht in dem Papier nicht mehr über „Torre delle Monache“, als man als unwissender Spaziergänger selbst sehen kann: „risulta in gran parte crollata, sia al pianoterreno che al primo piano“„zum großen Teil eingestürzt, sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock.“ Ja, diese Worte treffen es recht gut. Man könnte hinzusetzen, dass bereits Feigenbäume und andere Pflanzen buchstäblich Gras über die Sache wachsen lassen. Also versuche ich es mit einfachem Menschenverstand. Ich vermute, die Ruine gehörte zu den ersten religiösen Gebäuden hier in diesem Gebiet und stelle sie mir als Vorhut eines Klosters vor, das nie gebaut wurde. Wie so häufig sind die Dinge, die man direkt vor Augen hat, weitgehend unterschätzt. Von daher vermute ich weiterhin, dass der Zahn der Zeit dafür sorgen wird, dass man an dieser Stelle statt eines Gebäudes irgendwann nur noch einen Steinhaufen sieht. Dann werden diese Fotos hier historische Dokumente sein.

10 Gedanken zu „Verkanntes Kleinod vor der Haustür

  1. Katha

    Oh, ich liebe so alte Gemäuer und Gebäude, da kommt auch immer der Forscher in mir durch und ich versuche, mir vorzustellen, wie es an dem Ort wohl früher aussah und zugegangen ist. Da schlägt mein Herz immer schneller … wie aufregend! 🙂

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    1. Corinna Autor

      Oh, da würdest Du aber hier voll auf Deine Kosten kommen. Hier gibt es viele verfallene und verfallende Gemäuer… von den freistehenden Trulli am Meer, über altertümliche Hirtenunterkünfte bis hin zu ganzen Anwesen auf dem Land (leider). Mir geht es damit auch immer wie Dir und meine Fantasie springt sofort an. 🙂

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        1. Corinna Autor

          Ja, entweder das oder ins Oderbruch. Da verfällt auch allerhand und es wäre nicht so weit für Dich. 😉

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  2. minibares

    Solche alten Mauern sind schon schön. Die mag ich sehr.
    Aber wenn es der Natur überlassen wird, hat es nicht mehr viele Chancen.
    Unser Schloss in Senden soll ja auch gerettet werden, wenn sie Geld genug aufbringen können….

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    1. Corinna Autor

      Das ist aber ein total schönes Schloss, was ihr da habt! Ich hoffe auch, dass es gelingt, das nötige Geld für eine Restaurierung zusammen zu bringen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln.

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  3. Emily

    Deine Aufnahmen sind wieder einmal sooo schön! Sie machen einfach Lust auf mehr. Seit einigen Jahren haben wir in unseren Kleinstädten einen Müll-Tag eingelegt, an dem viele Freiwilligen Hand anlegen, um den Müll einzusammeln. Man sollte meinen, dass sich andere davon anstecken lassen, aber weit gefehlt. Viele schaffen es nicht einmal den Hausmüll zu trennen, obwohl wir dabei schon wirklich weit sind. Vielleicht wird es ja noch. Eines Tages 😉

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    1. Corinna Autor

      Wow! Zu meinen Fotos sagt selten mal jemand etwas. 🙂 Danke!

      Ich glaube, in Deutschland besteht wirklich Hoffnung auf saubere Straßen und Wege. Hier in Italien müsste man erstmal Flaschenpfand einführen. Mindestens für Glasflaschen… und entsprechende Dreckecken, in welche die Leute immer wieder ihren Müll fahren, könnte man mindestens kurzfristig videoüberwachen und mal ein paar von den Schmutzfinken anhand der Autonummer ausfindig machen.

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