Im Wolfsmaul

Jedes Volk hat seine Eigenarten, wenn es jemandem gutes Gelingen wünscht: Wir Deutschen drücken oder halten die Daumen. Die Engländer halten die Finger für die betreffende Person gekreuzt. Vielleicht kennt ihr aus anderen Sprachen ähnliche Redensarten, dann lasst sie gern in einem Kommentar zurück.

In Italien hingegen wünscht man den anderen ins Wolfsmaul. „In bocca al lupo!“ heißt es, wenn eine schwierige Situation gemeistert werden muss. Woher diese Redensart kommt und warum man den Anderen gerade in den Rachen des Feindes wünscht, ist wie bei den meisten Redensarten schwer nachzuvollziehen. Was ich zunächst sehr merkwürdig bis unverständlich fand, erschien mir jedoch weniger eigenartig, als mir einfiel, dass wir im Deutschen die Art und Weise, jemandem genau das Gegenteil von dem zu wünschen, das eintreten soll, ebenfalls kennen. Wenn wir beispielsweise „Hals- und Beinbruch“ sagen, heißt das noch lange nicht, dass wir unser Gegenüber im Gips oder gar Sarg wiedersehen wollen.

Am ehesten kann man sich also vorstellen, dass diese Redensart aus dem Jagdjargon kommt, möglicherweise auch aus dem Ambiente der Hirten, für die der Wolf sicherlich eine der größten Bedrohungen darstellte, und genau das Gegenteil von dem ausdrücken sollte, was es wörtlich bedeutet.

In bocca al lupo“ – sagt also der Italiener, wenn er jemandem Erfolg wünschen möchte. Daraufhin sollte man aber keinesfalls mit „Danke!“ antworten. Die richtige Antwort lautet: „Crepi (il lupo)!“ und bedeutet wörtlich, dass der Wolf krepieren soll, und im übertragenen Sinn, dass man die Oberhand über die schwierige Situation behalten wird.

Soweit mein kleiner Exkurs in die Eigenheiten der italienischen Sprache und für all eure heutigen Vorhaben: In bocca al lupo!

14 Gedanken zu „Im Wolfsmaul

  1. La Giù~Lia

    Ich musste dabei anfangs immer irgendwie an die deutsche Höhle des Löwen denken… Das wollte aber nie so recht Sinn machen. Die Erklärung mit den Hirten kann ich mir sehr gut vorstellen, ja! 🙂

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  2. Goritschnig Elfriede

    Liebe Corinna!
    Bin durch Zufall auf deine Seite gestoßen. Mein Mann und ich waren heuer Ende April eine Woche in Apulien unterwegs.Wir haben zuviel in zu kurzer Zeit gesehen. Aber wir kommen wieder und dann eben mit mehr Zeit und eigenem Auto. Wir lieben Italien und lernen auch die Sprache schon seit vielen Jahren. Zu deinem Entschluß da zu leben kann ich Dir nur gratulieren.
    Liebe Grüße aus Österreich von Elfi

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    1. Corinna Autor

      Oh, das freut mich aber, dass es euch so gut gefallen und Lust auf noch mehr Apulien gemacht hat! Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal. 🙂

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  3. Gitti

    Weiter so , wieder etwas gelernt und auch festgestellt , dass es so unterschiedlich nicht ist zwischen den Völkern. Jedes hat auf seine Weise das gleiche. Gruß nach Apulien.

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  4. Andrea

    Ich erinnerte mich sogleich an die Legende von Romulus und Remus, die von einer Wolfin gesäugt wurden. Ohne sie gäbe es Rom und das Imperium romanum nicht 😉
    Aber dazu passen die anderen Erklärungen und v.a. die Erwiederung nicht dazu…
    Hast du schon mal in einem Lexikon über Redensarten nachgeschlagen?

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    1. Corinna Autor

      Nein, habe ich nicht, aber ich habe jetzt über Wikipedia noch diesen Artikel im Internet gefunden. http://www.accademiadellacrusca.it/it/lingua-italiana/consulenza-linguistica/domande-risposte/sullorigine-formula-bocca-lupo

      Der erklärt die vielfältigsten Verwendungen des Wolfes in italienischen und anderssprachigen Redensarten und weist auch auf die Verbindung zu Jägern und Hirten hin. Meiner Meinung nach ist der Artikel aber zu ausschweifend und ich finde, ich habe die Sache besser auf den Punkt gebracht. 🙂

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  5. pefrie

    Hallo Corinna, auch ich bin so ein Zufallsleser und will mich nun endlich mal melden. Im Frühjahr bin ich bei der Suche nach Informationen zu Apulien auf Deine Seite gestoßen, und mit Verlaub auf einen exzellenten Schreibstil getroffen. Mich hat einfach alles interessiert. Habe vieles mehrmals gelesen. Dein Abschied von Brandenburg, die Ankunft in Deiner neuen Heimat und vieles was Du bisher über Apuliens Kultur, Geschichte und viele alltäglichen Dinge zu berichten wußtest. Was uns verbindet ist die Tatsache, dass auch ich (sowie Familie und Dackel Oskar) eine „Ossine“ bin, aus dem „Mansfeldischen“ komme und am Rande des Harzes wohne. Bin weiblich, Jahrgang 48 und habe eben noch meine Liebe zu Apulien entdeckt. Mein Gatte teilt die gleiche Leidenschaft, die Liebe zu Italien. Sind wir bisher nie weiter als bis zu den Dolomiten gekommen, die seit der Wende von uns in alle Richtungen bewandert wurden, so haben wir nun vor in den Süden von Italien vorzudringen.
    Dazu solltest Du wissen, dass wir zu Apulien durch diesen gewissen Zufall im Leben gekommen sind. Unser Sohn lernt ein Mädchen aus dem Süden kennen, die Familie lebt in Barletta, also nicht weit von Dir entfernt. Eine Einladung ließ nicht lange auf sich warten und so stiegen wir am 02. Mai in den Flieger und auf ging es nach Bari. So hatte ich mir von Februar bis Mai allerlei Kenntnisse, auch Dank Deiner hervorragenden Informationen, angelesen. Konnte manches gut gebrauchen, vor allem Deine Berichte zum Stauferkastell und die Kathetrale di San Nicola Pellegrino in Trani. Ich wußte bis dato nichts vom Stauferkaiser Friedrich II und die Verbindung zum Kyffhäuserdenkmal, war für mich unglaublich. Und den in Italien verwendeten Sprachausdruck
    „In Bocca al Lupo“ haben wir unserem zukünftigen Familienmitglied zum heutigen Examen gewünscht. Damit bin ich erstmal am Ende und freue mich auf noch viele tolle Informationen von Dir. Sei vorerst ganz herzlich aus dem Harz gegrüßt.

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    1. Corinna Autor

      Ein lautes und fröhliches Hallo aus Apulien hinüber zu Dir in den Harz!

      Luigi und ich habe sehr gute Erinnerungen an einen Jahreswechselurlaub in Wernigerode und Umgebung. Vielen Dank für deine liebe Zeilen! Es freut mich immer, meine Leser ein bisschen kennenzulernen und auch mal zu hören, dass mein Geschreibe für jemanden sogar nutzbringend ist. 🙂

      Schön, dass ihr eure Familie nach Apulien erweitert. Du hast bestimmt gemerkt, dass das hier ein besonders herzlicher Menschenschlag ist. In Barletta war ich vor langer Zeit auch schon einmal und erinnere mich an ein tolles Kastell, das ihr sicherlich besucht habt. Melde dich gern, wenn ihr wieder mal hier unten seid! Vielleicht kann ich euch dann ein bisschen in Bari herumführen. 🙂

      Alles Liebe,
      Corinna

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      1. pefrie

        Was ist das Internet nur schnell!
        Gleich einen lieben Gruß zurück nach Apulien. Liebe Corinna, ich gestehe, dass ist mein 1. Kommentar überhaupt und ich bin, weiß Gott sehr aufgeregt dabei. Aber nun ist alles gut und die Ruhe kehrt zurück. Da habe ich Dich also gleich in vergangene Urlaubserinnerungen versetzt. Ja der Harz ist wirklich sehr schön und wir sind auch hier sehr oft unterwegs. Wir sind Rentner und haben Zeit, deshalb entscheiden wir nach Lust und Laune spontan, wo es denn z.Beispiel hingehen soll. Wernigerode und Quedlinburg sind für uns die schönsten Harzstädte. Gern sind wir auch in Stolberg, das liegt knapp 30 km entfernt. Mal zum Kaffeetrinken am Sonntagnachmittag für uns immer ein Ziel.
        Nach der Wende haben wir uns natürlich auch den westlichen Teil des Harzes angeschaut aber ich muss gestehen, unserer ist schöner. Sicher, Goßlar mit seiner Altstadt und der Kaiserpfalz ist auch schon mehrmals unser Ziel gewesen, aber einmal Ossi immer…
        Ja ich muss Dir bestätigen, Deine Texte waren für uns sehr nutzbringend. Auch Deinen Standpunkt, dass die Menschen in Apulien sehr herzlich sind muss ich teilen. Du kannst Dir vorstellen wie aufgeregt wir vor diesem Familientreffen waren. Aber wir waren total überrascht, ich kann die Herzlichkeit nicht in Worte fassen. Wir sind fasziniert von Apulien, von dem was wir in ein paar Tagen gesehen haben, von dem Klima sowieso. Trani ist der Traum für mich. Ich denke es gibt noch viel mehr davon. So Liebe Corinna, ich danke Dir für Deine prompte Antwort und ich freue mich auf Neues aus Apulien.

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        1. Corinna Autor

          🙂 Der erste Kommentar überhaupt und dann bei mir… Ich fühle mich geehrt. Ihr müsst euch auch nicht dafür rechtfertigen, dass ihr Lokalpatrioten seid. Obwohl es objektiv sicherlich interessantere, schönere, aufregendere Orte oder Regionen gibt, liebe ich mein Land Brandenburg ebenfalls sehr, weil ich weiß, wohin ich den Blick richten muss, um das Schöne und Besondere zu sehen. Alles eine Frage des Herzens. Gut, wenn man eines hat. 🙂

          Bleibt mir gewogen! Ich schreibe weiter. Und siehe oben: mein Angebot steht.

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