Obwohl der „verrückte März“ mit seinem Aprilwetter irgendwie nicht von Apulien lassen zu können scheint, genießen wir doch zwischen den Regentagen immer wieder Tage mit strahlendem Sonnenschein, Grillwetter und Hummeln im Hintern, welche die Menschen unweigerlich hinaustreiben, um Neues zu entdecken.
Der Besuch meiner Freundin Michy bot dann auch endlich Anlass, mal wieder der Abenteuerlust nachzugeben und einen zweiten Versuch zu unternehmen, den „Dolmen della Chianca“ (auch „Dolmen von Bisceglie“ genannt) zu finden. Der erste Versuch im letzten Jahr scheiterte am nicht vorhandenen Navigationssystem und der mangelnden Ausschilderung dieser Unesco-geförderten Grabanlage aus der Bronzezeit. In Apulien ist man nämlich sehr, sehr weit davon entfernt mit seinen Sehenswürdigkeiten, darunter 23 Dolmen und 79 Menhire, anzugeben.
Dabei haben sich vor ca. 4000 (!) Jahren ein paar vermutlich recht kleine Bronzezeitmenschen gedacht, sie stellen ein paar damals sicherlich ziemlich imposante Steinplatten in die Gegend, damit sie selbst es in der Zeit nach dem Tod gemütlich und die heutigen Touristen etwas zu bestaunen haben. Sie konnten nicht wissen, dass der Mensch der Neuzeit lauter Olivenbäume drumherum pflanzen und die 1,80 m hohe und ca. 10 m lange Grab- und Kultanlage damit quasi unsichtbar machen würde.
Ohnehin wurde die bis dahin verschüttete Megalithgrab erst 1909 von den Archäologen Samarelli und Mosso entdeckt, welche die Steine bis 1910 ausgruben und untersuchten. Sie fanden menschliche Knochen und Reste von Keramikgefäßen, die heute im Archäologischen Museum von Bari aufbewahrt werden. Außerdem blieb eine Feuerstelle erhalten, deren Untersuchung ergab, dass sie mehrmals angezündet wurde, so dass man vermutet, sie habe eine rituelle Funktion gehabt. 2011 deklarierte die Unesco das Monument zum „Zeugen einer Kultur des Friedens“.
Der Verein „Pro Loco“ aus Bisceglie hat die Kultstätte liebevoll mit einem Mäuerchen umgeben und eine Tafel angebracht, die auf die Unesco-Auszeichnung hinweist. Außerdem veranstaltet er seit 2010 jährlich eine „Nacht der Poesie“ an dieser historischen Stätte. Im letzten Jahr lasen Ende Juli acht Dichter aus ihren Werken. Der Termin für die nunmehr siebte Lesenacht ist der 30. Juli, wie mir ein freundlicher Mitarbeiter auf meine E-Mail-Anfrage hin mitteilte.
Wen jetzt die Abenteuerlust gepackt hat und wer vor einsamen Straßen nicht scheut, der fahre an diesem oder einem anderen Tag an der Ausfahrt Bisceglie Ovest von der SS 16 in Richtung Ruvo ab und folge der SP 85 unbeirrt, bis in Sichtweite der Autobahnbrücke plötzlich ein Wegweiser „Dolmen della Chianca“ nach rechts weist. Wenige Meter später nach links abbiegen und vor dem Tor einer landwirtschaftlichen Genossenschaft parken. Danach muss man nur neben der zweisprachigen Informationstafel (I, EN) durch die Öffnung in der Natursteinmauer den Olivenhain betreten und dem Trampelpfad folgen. Ganze einfach, eigentlich, wenn man es weiß.
alle Fotos by MD
Guten Morgen Corinna, das ist ja witzig. Heute beginnt das Freilichtmuseum in Marburg mit den Darstellungen der ersten Siedler aus dem Marburger Land vor 7000 Jahren. Dazu tragen 50 Helfer bei, die sich entsprechend verkleidet um die Menschen von damals in ihrem Alltag zu zeigen, beim Zwirn herstellen, Kochen, Werkzeug schleifen usw. Die Welt ist echt ein Dorf 😉
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Das würde ich ja auch gern sehen! Ich stelle mir das sehr interessant vor. Die Marburger sollten mit ihren Kindern heute einen Ausflug machen. 🙂
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Machen sie auch 😉
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Schön, wenn ein so altes, erhaltenes Monument gepflegt wird. Es macht sicher auch stolz, in so einer Gegend zu leben, die schon so lange besiedelt ist. Es ist in Marburg ersichtlich, es verbindet noch heute Gleichgesinnte und ist für Uneingeweihte lehrreich.
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Ja, da hast Du recht. 🙂
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Irgendwie wirkt es charmant, da wird eine Gedenkstelle von UNESCO unterstuetzt und es ist nur schwierig zu finden 😂 ich mag die Gelassenheit der Italiener😉😉😉😉😉
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Ja, das kann sehr charmant sein. Aber manchmal wünschte ich mir doch ein paar Informationen und ein oder zwei Schilder mehr. 😉
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😉😉😉
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ich bin jetzt gar nicht sicher, ob wir „deinen“ Dolmen besucht haben, vom Bild her kommt es mir dort nicht bekannt vor… dafür einige andere weiter im Süden im Salento vor allem rund um Giurdignano, dort gibt es Schätze zu finden, das ist traumhaft!!! Mein Lieblingsdolmen ist „li scusi“ bei Minervino, wir waren ein paar Mal dort. Einmal am Abend bei schönem Sternenhimmel (im Februar) mit einem kl. Fläschchen Wein, das wir aus unseren Teetassen getrunken haben…
lg ins schöne Apulien!
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danke, hab wieder viel gelernt, wünsche eine wunderschöne gute Woche
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Liebe Corinna,
der Dolmen gefällt mir.
Was sie dazu gefunden ist auch schön.
UNESCO-Kulturerbe, ihr dürft stolz sein.
LG Bärbel
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