Wenn die Baresen ihr jährliches Stadtfest zu Ehren von „San Nicola“ feiern, dann zieht es alles auf die Straße, was Beine hat. In diesem Jahr fielen die drei tollen Tage sogar auf ein Wochenende (7./8./9. Mai), was auch noch Unmengen an Touristen in die Stadt spülte. Da ich inzwischen einige „San Nicolas“ mitgemacht habe, bin ich nicht mehr ganz so erpicht darauf, mich unter die Massen zu mischen, aber für meine beste Freundin begab ich mich auch in diesem Jahr zweimal zu einer Zeit, in der ich sonst schon halbtot auf der Couch vor mich hindämmere ins Zentrum von Bari. Das Fest hat nämlich so viele Höhepunkte, dass man ab einem gewissen Alter einfach auswählen muss, während die Jugend gern an drei Abenden von fünf Uhr bis weit nach Mitternach feiert.
Der Anlass für das Fest ist der Diebstahl die Verbringung der sterblichen Überreste des Heiligen Nikolaus von Myra am 9. Mai 1087 aus der Türkei in die eigens für ihn erbaute Basilika in Bari. Um diese Knochen ranken sich Mythen, die hier ganz gewiss nicht in Vergessenheit geraten können (Ich sage nur „manna„.), weil die Vorgänge um die Ankunft der Reliquien in jedem Jahr mit großen Enthusiasmus nachgespielt werden.
So wurde auch in diesem Jahr das Privileg, die Statue des Heiligen Nikolaus am 7. Mai hinaus aufs Wasser zu fahren, unter den baresischen Fischern versteigert. Der glückliche Gewinner schmückte sein Boot mit bunten Wimpeln und durfte eine Nacht mit dem Heiligen an Bord auf dem Meer verbringen. Der historische Festumzug bildete am Abend einen zweiten Höhepunkt der Feierlichkeiten. Am 8. Mai landete San Nicola wieder im Hafen an und wurde mit einer fröhlichen Blasmusikprozession in den Lichterdom auf die Piazza Ferrarese getragen.

San Nicola hat seinen Platz eingenommen, auf dem ihm die Gläubigen und Schaulustigen nun bis zum 9. Mai ihre Aufwartung machen können.
Diesem Spektakel beiwohnen kann nur jemand, der eine große Toleranzgrenze bei Körperkontakt hat. Während wir unsere Fotos schossen, wurden wir von allen Seiten gedrückt und gequetscht. Fast überflüssig auch zu erwähnen, dass man kaum ein Bein vor das andere setzen konnte und, um nur wenige Meter zurückzulegen, eine halbe Stunde brauchte. Dennoch haben meine Freundin und ich uns an diesem Abend heldenmütig ins Zentrum der Feier vorgekämpft und einige schöne Fotos von der wirklich beeindruckenden Lichtinstallation geschossen, in der San Nicola bis zu seiner Rückkehr in die Basilika bestaunt werden kann.
Sowohl am 8. als auch am 9. Mai endeten die abendlichen Feierlichkeiten mit einem spektakulären, zwanzigminütigen Feuerwerk, das auf der Hafenmole entzündet wurde. Man sollte es sich am besten von der Seepromenade, dem Lungomare, aus in Höhe des Boscolo-Hotels ansehen. Da drängen sich die Leute nicht ganz so dicht wie direkt am Hafen und der Blick ist einwandfrei.
In ungeraden Jahren gibt es zudem an einem Nachmittag eine Vorführung der Fliegerstaffel des italienischen Militärs, der Frecce Tricolore – auch das ein Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Während man sich über die Festmeile an der Seepromenade treiben lässt, kann man an unzähligen Ständen sein leibliches Wohl mit apulischen Spezialitäten befriedigen, sowie Devotionalien, Luftballons oder anderen Krimskrams kaufen.
Wer also vorhat, Apulien und Bari einen Besuch abzustatten, sollte dafür Anfang Mai in Erwägung ziehen. Verrückter steppt der Bär hier sonst das ganze Jahr über nicht.
das ist ja mal ein anblick;) whow
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Toller Beitrag Corinna und Mai ist ein guter Monat für Italienreisen 🙂
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Ja, unbedingt. Vom Wetter her und auch der Feste wegen. 🙂
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Sehr beeindruckend und sicher sehenswert.
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Unbedingt. Meine Freundin konnte gar nicht glauben, was das alles an Schaulustigen auf den Beinen war, und wie viele Leute an der Organisation beteiligt waren.
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ich finde, die Italiener wissen, wie man gut feiert……Du hast wunderschöne Fotos gemacht.
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🙂 Dankeschön!
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Als wir im vergangenen Jahr Ende April Bari besuchten war man gerade dabei die vielen Aufbauten aufzustellen. Und vorige Woche sah ich in Rai 1 in „Linea blu“ Ausschnitte von diesem Fest. Du hast das ganz toll beschrieben
Liebe Grüße Elfi
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Hallo Elfi!
Vielen Dank für Dein Kompliment. Ich habe vor zwei Jahren schon einmal ausführlicher darüber berichtet. Wenn Du möchtest hier und hier klicken.
Herzliche Grüße,
Corinna
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auch wenn nur ein „normales“ Wochenende ist, ist unglaublich viel los in den Städten… ich hatte besonders in Süditalien, aber auch in Griechenland, das Gefühl, die halbe Bevölkerung strömt dann in die größeren Orte zum Flanieren, Sehen und gesehen werden, Bekannte treffen, essen… faszinierend! und dann erst so ein tolles Fest wie bei euch…
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Das termolesische Pendant, San Basso, durfte ich damals am Strand miterleben, da war am letzten Tag beim Feuerwerk (dort gibt’s nur eines) auch die ganze Stadt anzutreffen – inklusive jugendlicher Schnapsleichen in der Brandung. Es war meine erste Erfahrung mit dem nächtlichen Meer und ich musst‘ mich schon sehr überwinden reinzugehen. Aber dort war die Strandpromenade dann auch Partymeile mit allem, was das Herz begehrt. Nur konnte man sich noch bewegen – da merkt man dann eben doch den Unterschied zwischen 30.000 und 300.000 Einwohnern! 🙂
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Das war bestimmt super! Allerdings ist mir bei San Nicola aufgefallen, dass es keine Betrunkenen gab. Das kam mir direkt merkwürdig vor; also auch keine Schnapsleichen, nirgends.
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Ja, war sehenswert. Also. Das Feuerwerk, auf die Jugendlichen Schnappdleichen hätt ich getrost verzichten können 😀
San Nicola hab ich mir für 2017 vorgemerkt! 😉 umso besser wenn dort dann keine rumliegen hihi
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Juhu! Na, das sind doch gute Neuigkeiten. Im nächsten Jahr wird es auch wieder die Flugshow geben. 🙂
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Perfekt getimed also 🙂 Super!
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Na das nenne ich mal beeindruckend! Wunderschöne Einblicke in dieses Kulturfest. Wirklich großartig!
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