Archiv für den Monat November 2017

Duisburg – Triggiano: Auf den Spuren der Mafia

Die selbstherrliche Vermutung, ich wäre die einzige Verbindung zwischen Triggiano und Deutschland, habe ich ja schon lange begraben. Man nehme nur unsere Nachbarn, die als ehemalige Gastarbeiter aus Deutschland zurückgekehrt sind und hier ihren Lebensabend verbringen, während ihre Kinder und Enkel in Deutschland geblieben sind.

Aber da Bari und seine Umgebung in diesen Tagen wieder Tummelplatz für Filmschaffende sind, habe ich mich ein wenig mit der Mafia beschäftigt. Einer der beiden Filme, die im Moment hier gedreht werden, heißt nämlich „Duisburg – Linea del Sangue“ (etwa „Duisburg – Spur des Blutes). Darin wird eine wahre Begebenheit verarbeitet, an die sich die Duisburger/ Ruhrpötter unter uns vielleicht noch erinnern werden: Im August 2007 wurden nach einer Geburtstagsfeier vor einem Restaurant 6 Menschen erschossen. Das Ereignis ging als „Mafiamorde von Duisburg“ in die traurige Geschichte ein, denn tatsächlich beschloss sich in jener Nacht eine bereits Jahre andauernde Fehde zweier verfeindeter Familien der ‚Ndrangetta, der in Kalabrien ansässigen Mafia.

Für das italienische Staatsfernsehen RAI wird diese Geschichte nun verfilmt und aktuell in Bari, Triggiano, Vico del Gargano und Peschici gedreht. Anschließend geht es weiter zu Drehorten in Serbien. Dabei ist auch der deutsche Schauspieler Benjamin Sadler, der sein Können seit 1994 in unterschiedlichsten Fernsehformaten unter Beweis gestellt hat.

Was genau jedoch die Verbindung zwischen der ‚Ndrangetta und Triggiano ist, kann ich nicht sagen. Ich hoffe, wir haben einfach nur einen geeigneten Drehort geboten.

Unabhängig vom Film hat Triggiano aber auch seine eigenen Mafiageschichten zu erzählen, und damit meine ich nicht nur die abgebrannte Bar in der Via Casalino, von der man munkelt, dass jemand sein Schutzgeld nicht mehr bezahlen wollte, oder den Fakt, dass die Eltern von Anthony „the ant“ Spilotro, einer bekannten Größer der Chicagoer Unterwelt Mitte des letzten Jahrhunderts, aus Triggiano nach Amerika ausgewandert waren.

Auf unserem Friedhof befindet sich das Grabmal von Rocco Dicillo, einem Polizeiagenten, der nur 30 Jahre alt geworden ist. Im Mai 1992 fielen er, zwei weitere Kollegen und nicht zuletzt der Antimafia-Richter Giovanni Falcone mit seiner Ehefrau in der Nähe von Palermo (Sizilien) einem Anschlag der sizilianischen Mafia Cosa Nostra zum Opfer. Der Mut, sich öffentlich gegen die Mafia zu stellen und damit sein Leben zu riskieren, ist nicht genug zu würdigen. Zum Glück gibt es auch heute noch Menschen, die trotz aller Gefahr daran arbeiten, diese kriminellen Strukturen im Staat aufzudecken und versuchen, die Mitglieder des organisierten Verbrechens ihrer gerechten Strafe zuzuführen. An Rocco Dicillo erinnern heute neben seinem Grab noch mehrere Straßen in Palermo, Triggiano und Umgebung.