(Wie unsere Katze Gina verschwand, ist hier nachzulesen.)
Zwei Monate war unsere Katze Gina aus unserer Terrassenwohnung im dritten Stock verschwunden. Im Grunde glaubte wir nicht mehr daran, sie jemals wiederzusehen. Doch irgendwie hatte sich ein kleiner Hoffnungsfunke erhalten.
Und dann kam dieser verrückte Abend Ende September. Eine Freundin war zu Besuch und wir kamen, uns laut auf Deutsch unterhaltend, vom Kinderspielplatz zurück. In unsere Straße einbiegend hörten wir plötzlich in einem verlassenen Aufgang eines alten Hauses eine Katze miauen; jämmerlich miauen und an der uralten Holztür kratzen. Mein Herz für geschundene Kreaturen ließ mich zunächst gar nicht an unsere Katze denken, doch ich versuchte sofort die Tür einen so großen Spalt weit zu öffnen, dass die Katze entkommen konnte. Natürlich gelang es mir nicht, aber die Tür ließ sich immerhin so weit öffnen, dass ich deutlich das grau-getigerte Fell und die deformierte Pfote unsere Katze erkennen konnte. „Gina! Da ist unsere Gina drin!“, entfuhr es mir ungläubig. Ich strengte mich noch mehr an, den Türspalt zu vergrößern, aber es brachte nichts.
Meine Freundin blieb daher mit Davide zurück und ich versuchte bei den Mechanikern in unserer Autowerkstatt Hilfe zu holen. Leider half auch ein Brecheisen nicht, den Spalt genügend zu vergrößern. Während wir an der Tür herumwuchteten und die Katze immer schriller schrie, kam eine kleine Gruppe von Passanten vorbei, die wissen wollten, was wir dort trieben. … und dann ging alles so schnell, dass ich mir nicht einmal die Gesichter der Leute merken konnte. Auch wann unser Mechaniker aus dem Geschehen verschwunden war, kann ich nicht mehr rekapitulieren.
Jedenfalls nahm letztendlich ein Herr seine Umhängetasche ab und gab sie einer Frau. Dann warf er sich dreimal mit der Schulter gegen die Tür, die beim dritten Mal aufsprang. Die Katze schoss heraus. Ich stürzte mich auf sie, um sie einzufangen, und hörte noch, wie der Mann sagte: „Mehr hätte die Feuerwehr auch nicht getan.“ Und plötzlich waren die Leute weg. Ich hingegen stand mit einem Fell besetzten Knochengerippe und einem hysterisch jauchzenden Kind auf dem Bürgersteig. Unendlich erleichtert und unendlich besorgt zugleich.
Vom Knochengerippe zur Katze

Gina Ende Oktober: Die Nase ist verheilt. An Gewicht hat das Tier zugelegt, aber ist misstrauisch geblieben.
Von Nachbar N. erfuhr Luigi, welcher die Nachricht von unserer nach zwei Monaten wiedergefundenen Gina sofort weiterverbreitete, dass eine Katze schon seit mindestens drei Tagen hinter der schweren Holztür miaut hatte. (Lassen wir mal dahingestellt, was diese Information über das Mitgefühl unseres Nachbarn aussagt.) Die erste Nacht verbrachte Gina hauptsächlich mit Saufen und Herumliegen. Nachdem sie uns die erste Portion Futter auf den Teppich gekotzt hatte, gaben wir ihr zwei Tage lang stündlich nur wenige Krümel Katzenfutter auf einmal. Der Tierarzt bestätigte uns am nächsten Tag, dass Gina stark dehydriert sei und riet uns außerdem auf ein hochwertiges Katzenfutter umzusteigen. Später müsse man sehen, ob vielleicht die Nieren geschädigt seien.
Es dauerte mehrere Wochen, bis die Katze wieder wie eine Katze und nicht wie ein Knochengerippe aussah. Ihre sicherlich beim Ausbruchsversuch aus dem Haus aufgeschrammte Nase, ist verheilt. Das Fell ist jedoch an einem Punkt bis heute nicht nachgewachsen. Wegen der Nieren haben wir noch nichts unternommen, aber sie säuft nach wie vor viel Wasser.
Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich es immer noch nicht fassen, dass wir unsere mäklige, konkurrenzunerfahrene Katze nach zwei Monaten doch noch lebend wiedergefunden haben. Inzwischen ist sie – bis auf den felllosen Fleck auf der Nase – wieder ganz die Alte. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sie die Nachbarterrassen meide und sicher nicht den gleichen Fehler noch einmal machen würde. Aber das kann ich nicht. Doch wenn uns die ganze Geschichte eins gelehrt hat, dann ist es das: Vertrauen zu haben – in die Fähigkeiten unserer Katze und in die eigene Intuition.
❤️❤️❤️
Mehr treffendes kann ich gar nicht sagen
So schön ❤️
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Eine zähe kleine Katze. Irgendwie zieht sich das Finden von Gina durch euer (und ihr) Leben – eins ist klar. Sie gehört definitiv zu euch ❤ Ich bin froh für euch und Gina, dass ihr wieder zusammen seid. 🙂
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Wir auch. Ja, und du hast wirklich recht. Irgendwie will diese Katze immer mal wieder gefunden werden. Vielleicht mag sie die Freude es ersten Moments so sehr. 😉
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*omg* wie furchtbar. Schön, dass dieses Drama doch noch so gut ausgegangen ist ❤
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Wir freuen uns auch jeden Tag wieder. 🙂
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🙂 ❤
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Ich habe jetzt feuchte Augen und freue mich wie blöd …
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Ich finde das irgendwie total rührend, wie diese schreckliche Episode noch alle bewegt, obwohl es doch eigentlich lange her ist. So viel Mitgefühl ist richtig schön.
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Wir sind eben alle tierlieb ❤
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solche aktionen kennen ich von meiner allerersten katze – damals, in den 1970gern, noch unkastriert – auch. die war auch mal 12 wochen abgängig, bis sie völlig zerfleddert und ausgehungert wieder auftauchte.
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Oh, je! Ich kann mir gut vorstellen, wie diese 12 Wochen für ich gewesen sein müssen. Zum Glück scheinen Katzen öfter mal einen Schutzengel zu haben.
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Ich freue mich über das gute Ende, wenn auch der „Mittelteil“ ganz furchtbar ist.
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Ich danke dir für dein Mitgefühl. Und ja, es war wirklich eine riesige Freude. Vor allem auch für Davide. Dem fiel gar nicht auf, dass die Katze nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Hauptsache wieder da. 🙂
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Das war wirklich ein dramatisches Erlebnis. Und ich freue mich so sehr über das Happy End! Welch ein Kämpfer!
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meine Güte, was für eine Geschichte, aber es freut mich sehr, dass sie gut ausgegangen ist. Sie war aber nicht die ganze Zeit dort drinnen, oder?
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Das kann ich mir nicht vorstellen. Das hätte sie bestimmt keine 2 Monate überlebt. Ich denke eher, sie war vielleicht auf dem Nachhauseweg und ist irgendwie ein paar Tage, bevor wir sie gefunden haben, dort drinnen gelandet.
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Ach, das ist immer schrecklich traurig, wenn eine Katze verschwunden ist. Ich habe es zweimal erlebt, ein Kater kam nach drei Monaten munter zurückspaziert, als sei nichts gewesen und einen anderen haben wir nie wiedergesehen. Schön, dass ihr eure Gina, wenn auch lädiert, wiedergefunden habt!
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Oh, ja, ich weiß, dass wir viel Glück gehabt haben. Alle haben mir gesagt, dass wir sie wohl nie wiedersehen werden. Ein freundlicher Mitmensch sagte mir sogar, dass gerade kastrierte Katzen von den Straßenkatern besonders attackiert werden. (Diese Info hatte mir in dem Moment gerade noch gefehlt.)
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Oh wie gemein, davon habe ich noch nie gehört! Aber es ist ja alles gutgegangen.
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liebe Corina, ein wundervoller Ausgang, der Blick in Richtung Wochenende ist für alle schön, finde ich, Klaus
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Ach Gott sei Dank! Eure Gina hat damit wohl ihr zweites Katzenleben gestartet. Ich drücke euch die Daumen, dass sie nicht nochmal so weit wegläuft.
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Ja, hat sie wohl. Vielleicht sogar schon ihr drittes Leben. Ich hoffe wirklich, dass sie nicht noch einmal so neugierig sein und die Terrasse überhaupt nicht mehr verlassen wird. Wir haben sie jetzt schon zum zweiten Mal gefunden, und obwohl man zwar sagt , dass aller guten Dinge drei wären, müssen wir das nicht unbedingt überprüfen. 😉
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Ein kleines großes Wunder! Ich freue mich sehr für euch. Seit ich Lilly habe, ist mein Leben so viel besser geworden und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne sie einzuschlafen und aufzuwachen, daher kann ich mir eure Verzweiflung sehr gut vorstellen. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr so etwas nicht nochmal durchstehen müsst! Und natürlich weiterhin gute Besserung für eure Fellnase! 🙂
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