7 Monate schulfrei
Seit dem 5. März hatte Davide seinen Kindergarten nicht mehr von innen gesehen. Der an diesem Tag beginnende italienweite Lockdown endete Anfang Juni und damit genau zu dem Zeitpunkt, an dem Schulen und Kindergärten normalerweise die Sommerferien ausrufen. Das hatte also zur Folge, dass die überwiegeden Anzahl der italienischen Kinder in diesem Jahr fast 7 Monate am Stück zu Hause betreut werden mussten. Ohne das große Durchhaltevermögen der Großeltern, vertrauenswürdiger Babysitter und der Arbeit Homeoffice wäre das alles nicht zu bewerkstelligen gewesen.
Davide hatte schon nach ein paar Wochen verkündet, dass er gar nicht mehr in den Kindergarten zurück will. Bis letzte Woche hielt sich diese Überzeugung mit einer Ausnahme, meiner Sprachschule, wo ihn, seit wir im Juni wieder damit beginnen konnten Prüfungen durchzuführen, einmal pro Woche die Sekretärinnen belustigten, während ich besagte Prüfungen vorbereitete.
Vorbereitung auf den Schulstart
Vor zwei Wochen gab es eine große Elternversammlung, bei der alle Eltern ihre Kinder für das Bringen und Abholen in Zeitfenster eintragen mussten, um zu große Menschenansammlungen vor der Schule zu verhindern. Wir sind also nun berechtigt, Davide von 8 bis 8:30 zur Schule zu bringen und zwischen 14 und 14:30 wieder abzuholen. Zu klären bleibt noch, ob es eine Schulspeisung geben wird, denn die Mensa wurde über die letzten Monate in zwei zusätzliche Klassenräume umgebaut. Zur Not werden wir wieder täglich (lau)warmes Mittagsgericht mitgeben, wie wir es im letzten Schuljahr machten, weil – Ironie der Geschichte – die Mensa nicht dem Standard entsprach und über 5 Monate in eine Standardmensa umgebaut werden musste.
Der erste Schultag im Schatten von COVID19
Heute begrüßten uns also zwei mit Handschuhen, Masken und Plastiksichtschutz versehene Bidelli am Schulzaun, nahmen die Kinder und eine Selbsterklärung, in der wir bestätigten, dass wir jeden Tag das Fieber messen und unser Kind nicht mit Fieber in die Schule schicken werden, in Empfang, ließen die Kinder ihre Hände mit Desinfektionsgel einreiben und führten sie in die Schule hinein. Während man den Bidelli die Nervösität und Anspannung ansah, schwankten die Gefühle derer, die vor dem Zaun bleiben mussten, zwischen Erleichterung und mulmiger Besorgnis.
Gegen Mittag war der Spaß schon wieder vorbei, denn heute und morgen ist Eingewöhnung. Da werden alle Kindergartenkinder schon um 12:15 Uhr entlassen. Während sich also alle Eltern vor dem Schulzaun drängten, wurden die Kinder eines nach dem anderen hinausgebracht. Ich stand von 12:10 Uhr bis 12:45 am Zaun und war nicht die letzte Mama. Aber egal! Der Anfang ist gemacht. Immerhin.
Mein Sohn und alle seine Kindergartenfreunde und -freundinnen trugen glücklich riesige Luftballons vor sich her.
Andrà tutto bene – Alles wird gut. Fast möchte man daran glauben.
Ja, fast möchte ich das glauben!! Davide wünsche weiterhin viel Spaß und Vergnügen im Kindergarten. Dir viel Erfolg bei der Arbeit, besser, ich wünsche Dir viel Arbeit! Gruß aus dem Norden. Baci Ulrike
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Ach, immer aufs Schlimme! Eigentlich sollte ich wieder im Rahmen eines Deutschprojektes in einem technischen Gymnasium unterrichten, aber alle außerschulischen Kurse sind abgesagt wegen COVID19. *heul* 5 Wochenstunden von Oktober bis Juni weg. Wenigstens habe ich meine Privatschüler und die Englischprüfungen.
Ich wünsch‘ dir auch Arbeit! Muss ja nicht viel sein, aber ausreichend! 🙂
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ein interessanter Bericht … denke Kinder vergessen schneller als wir selbst… viel Glück
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Drücken wir allen Beteiligten die Daumen! Kommt Zeit kommt Rat, obwohl ich auch mit mulmigem Gefühl an die bevorstehende Husten-/Schnupfen-/Grippe-Periode denke. Da einfach, auf Nummer sicher, alle erdenklichen Symptome auf der „Corona-verdächtig-Liste“ stehen, wird man beim Gedanken an „verstopfte Nase“ schon nervös. Bin froh, dass meine beiden mit 9 und 13 schon älter und aus dem Allergröbsten raus sind, im Kindergarten sind all diese Symptome einfach Standard im Herbst und ich frage mich, wie man das sinnvoll managen will. Das morgendliche Fiebermessen am Frühstückstisch ist aber ein Spaß. Versuchen wir, alles mit notwendiger Umsicht, aber entspannt anzugehen.
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Den letzten Satz kann ich nur unterstreichen. Ich hoffe wirklich, dass alle sich ein wenig mehr entspannen und nicht in jedem Niesen gleich COVID sehen werden.
Es hat sich auch am ersten Tag schon herausgestellt, dass es den Kindern nicht einleuchtet, dass sie am Tisch mit Abstand sitzen müssen, wenn sie vorher Hand in Hand zur Schule gegangen sind und nachmittags gemeinsam auf dem Spielplatz spielen. (Wir haben das Glück, dass gut 1/3 von Davides Klasse im 50 Meter Radius um unser Haus wohnen.)
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Ich drücke euch die Daumen, dass alles weiterhin klappt! Meine Schule (Kindergarten bis 12. Klasse) ist zur Überraschung wirklich aller seit 4 Wochen ganz geöffnet.
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Danke für diesen Hoffnungsschimmer! 🙂
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