Schlagwort-Archive: Deutschunterricht

Spielen wir los – oder – Ausnahmezustand verlängert

Wir hatten heute Morgen noch gar nicht ganz die Augen auf, da stürmte die Nachricht schon über alle Kanäle auf uns ein: Die italienische Regierung hat beschlossen, öffentlich Einrichtungen wegen COVID19 bis zum 3 April geschlossen zu halten. So steht es im gestern Abend veröffentlichten Dekret. Befreundete Lehrer, mit denen ich gesprochen habe, denken sogar, dass man vor Ostern nicht wieder mit der Schule beginnen wird.

Außerdem ist es jetzt überall in Italien verboten, seinen Wohnort zu verlassen, sollte es sich nicht um Gründe wie Arbeit oder Arzttermine handeln. Alle Veranstaltungen, bei denen sich Menschen treffen könnten, sind abgesagt. Orte wie Bars oder Supermärkte, in denen sich normalerweise viele Leute begegnen, sind angewiesen den Personenfluss zu kontrollieren, d.h. nur eine begrenzte Anzahl einzulassen, während der Rest draußen Schlange stehen muss.

Luigi und sein Vater wurden heute auf ihrem Weg ins Büro wie viel andere Autofahrer von der Polizei angehalten und kontrolliert. Die Behörden nehmen die Anordnungen offensichtlich ernst, d.h. mein Frühlings-Ausflug zum Baumarkt ist auch erstmal abgesagt. Allerdings ist es ganz beruhigend, dass so stark kontrolliert wird. Wenn wir schon mit solchen Einschränkungen leben müssen, dann sollen diese doch wenigstens eine positive Wirkung zeigen dürfen und nicht einfach so verpuffen.

Ich kann nur noch einmal betonen wir froh ich bin, dass man Deutschunterricht mit einigen Einschränkungen und Unannehmlichkeiten heute schon online abhalten kann, denn im Moment fürchten die Menschen hier mehr die ökonomischen Konsequenzen als den Virus. Allerdings wird diese Situation meine Schüler trotz allem zurückwerfen, denn spezielle Vorbereitungen auf Prüfungen können im Moment nicht durchgeführt werden. Fraglich ist auch, ob diese Prüfungen überhaupt stattfinden können. Täglich bekomme ich Emails von Personen, die in meiner Privatschule Englischprüfungen machen wollten und nun die Deadlines ihrer Wunschuniversitäten nicht einhalten können. Für sie hoffe ich, dass die Situation in Italien (und natürlich im asiatischen Raum) als besonderer Umstand anerkannt wird und die Universitäten und Behörden weltweit ihre Fristen anpassen werden.

Davide vermisst jedenfalls seine Kindergartenfreunde schon sehr und zeigt erste Anzeichen von Langeweile. Für ihn ist es auf der einen Seite schön, dass er so viel Zeit mit Mama verbringen kann, aber Mama gerät auf der anderen Seite schon hart an ihre Grenzen, was die ständigen Aufforderungen zum Spielen betrifft. Unlängst hat er das Wort „losspielen“ erfunden, was soviel bedeutet wie „anfangen zu spielen“. Seit dem werde ich so wie im Moment von allen anderen Aktivitäten abgehalten, indem er mich irgendwo anpackt und in sein Kinderzimmer ziehen will: „Mama, komm jetzt! Spielen wir los!“

Ich geh‘ dann mal…