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colori del autunno Gargano

Herbstliches vom Gargano

Der 1. November hat uns mit Allerheiligen und dem dazugehörigen Brückentag in diesem Jahr ein superlanges Wochenende beschert. Dazu gibt’s auch noch Sonne satt und keine Wolken am Himmel, sodass man tagsüber nicht weiß, was man sich noch ausziehen soll, im Schatten ist es jedoch recht kühl und zum Abend hin dann 15 Grad kälter als am Mittag. Perfektes Wetter, um einen Ausflug zu machen und sich Kastanien oder einen Schnupfen zu holen. Obwohl ich nun schon seit 10 Jahren in Apuline weile, war mir bisher nicht bewusst, dass das Kastaniensammeln Ende Oktober/ Anfang November eine feste Tradition im Jahreskalender der Apulier ist.

pecore nella Foresta Umbra
Schäfchen im Foresta Umbra

In Apulien bieten sich laut Internet die Gegend um Monte Sant’Angelo auf dem Gargano oder die Gegend um Supersano im Salento zum Kataniensammeln an. Um das bisher Versäumte aufzuholen, fuhren wir also hinauf zur Halbinsel Gargano und dann auf den Berg von Monte Sant’Angelo, wo wir uns im letzten Frühling schon für das tolle Schloss begeistert hatten und, wo man in der Nähe auch Kastanienbäume finden können sollte. Wie man am Konjunktiv schon sehen kann, war das mit den Kastanien nicht so einfach. Dabei hatte uns der Rezeptionist unseres kleinen Hotels noch am Morgen eine präzise Anweisung gegeben: „Fahrt am besten in Richtung San Giovanni Rotondo und da, wo ihr ein Auto am Straßenrand seht, gibt’s auch Kastanien.“ Was konnte da schon schief gehen?

Als wir das erste Auto am Straßenrand sahen, gab’s recht und links jedoch nur Feld und Steine. Dann sahen wir ein paar Autos in Richtung „Bosco Quattro“ von der Hauptstraße zum Wald abbiegen und folgten ihnen. Sie hielten bei einem Bauernhof. „Aha,“ deduzierte ich sherlock-holmesisch. „die gehen jetzt Kastanien suchen und essen dann hier zu Mittag.“ Also fuhr ich uns beherzt auf den schmalen Weg in den Wald hinein. Im zweiten oder dritten Gang schneckten wir die steile Straße hinauf, links von uns der bröcklige Berg und rechts ein steiler Abgrund. Maximaler Fahrspaß, vor allem bei Gegenverkehr und, wenn Kühe am Straßenrand stehen.

mucche per strada sul Gargano
Freilaufende Kühe

Nachdem wir ca. 2 Kilometer Wald passiert, aber noch keinen Kastanienbaum gesehen hatten, beschlossen wir auszusteigen und ein wenig spazieren zu gehen. Zweifellos waren wir in einem Teil des Foresta Umbra gelandet – einem schattigen Märchenwald mit Unterholz, wilden Veilchen, riesigen Kühen, sowie freilaufenden Ziegen und Schafen. Nur Kastanien gab es zwischen den knorpeligen Kermeseichen keine einzige. Wir vergnügten uns trotzdem und fuhren dann noch tiefer in den Wald hinein bis zu „Casa Natura einem alten Forsthaus, das jetzt in eine B&B mit Restaurant umfunktioniert ist. Im Geiste hörte ich meine Oma sagen: „Hier ist doch der Hund verfroren!“ – was in etwa einen Platz beschreibt, an dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Wer sich hier einmietet muss sich auf absolute Ruhe und Abgeschiedenheit gefasst machen und muss das Haus auf jeden Fall erreichen, bevor es dunkelt. Handyempfang gab’s im Wald nicht.

Davide fand den Ort jedoch ganz toll und schlich mit seiner am Vortag gekaufen Spielzeugarmbrust durch’s Gestrüpp, um Pokemon zu fangen. Am Ende hatten wir seiner Aussage nach das ganze Auto voll davon, aber keine einzige Kastanie.

Zum Glück wissen findige Einheimische besser Bescheid als wir. So konnten wir den Vormittag im Wald in der guten Gewissheit genießen, die Kastanien auch am Abend noch am Schloss von Monte Sant’Angelo aus riesigen Säcken sammeln zu können: Zwei Kilo für fünf Euro. Damit beglücken wir auch noch Freunde und Verwandte.

Kastanien Strassenverkauf