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Mit 80 so richtig in Hochform – Fiera del Levante

Aufmerksame Leser meines Blogs werden wissen, dass der beste Monat, um Bari einen Besuch abzustatten, der Mai ist. Da findet regelmäßig das dreitägige Fest zu Ehren des unfreiwilligen Stadtpatrons, des Heiligen Sankt Nikolaus, statt. Der Giro d’Italia zieht Radsportfans an die Strecke, die mitten durch Bari führt. Und auch im Umland ereignen sich sehenswerte Großveranstaltungen wie das Mittelalterfest „Federicus“ in Altamura.

Dann wird es dank der verschiedenen „sagre“ (Feste zu Ehren lokaler Spezialitäten wie z.B. der Kirschen von Turi) und Kirchenfeste zwar feiertechnisch nicht wirklich still, aber das Interesse von Einheimischen und Touristen verlagert sich deutlich zu den „Fünf Sterne“-Stränden Apuliens und zum Badeurlaub hin.

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Lokale Spezialitäten für das leibliche Wohl der Messebesucher – Wir haben die Wildschweinsalami probiert und für sehr lecker befunden. Was das Tier wohl dazu sagen würde, wenn es nicht seinen Kopf verloren hätte?

Doch im September steht wieder ein fester Termin im Kalender der Baresen: Fiera del Levante – die Messe des Ostens. Sie ist mit ca. 800 Ausstellern (2016) auf 300.000 qm eine der wichtigsten Messen Italiens und die wichtigste Messe Süditaliens. Im stattlichen Alter von 80 Jahren blickte sie in diesem September schon auf eine lange Tradition zurück und die Besucher dankten ihr die Verlässlichkeit mit zahlreichem Erscheinen. Allein am letzten Messewochenende zählte man über 70.000 Neugierige, Geschäftsmänner und Geschäftsfrauen. Tatsächlich zeigte der um 10% gestiegene Ticketverkauf im Vergleich zum Vorjahr nicht nur, dass wiedererwachte Interesse an regionalen Produkten und Dienstleistungen, sondern signalisiert vor allem Hoffnung für die Wirtschaft Süditaliens.

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Riccia – Das traditionelle Messegebäck aus Blätterteig mit einer Cremefüllung ist auch unter dem Namen sfogliatella bekannt und stammt eigentlich aus Napoli.

Ich persönlich erwarte die Herbstmesse immer mit gemischten Gefühlen: Die kontinuierliche Hitze des Hochsommers weicht dem unbeständigen Wetter des Spätsommers mit ersten, starken Regenfällen und Abkühlung. Das ist an sich noch nicht schlimm, aber, dass man plötzlich von überall und mehrmals täglich den dramatisch drohenden Ausspruch „é finito l’estate“ (Er ist vorbei, der Sommer.) hört, weckt eine unbestimmte Angst vor nass-kalten Herbsttagen und dem sich nähernden Jahressende. (Schon wieder?! War nicht erst Weihnachten!?) Zum festen Fiera-Termin kommt also das Rätselraten um den besten Besuchsmoment: nicht zu überlaufen soll das Messegelände sein und es darf an dem Tag natürlich auch nicht regnen.

In diesem Jahr spielte das Wetter den Organisatoren perfekt in die Hände. Es regnete die ganze Vorwoche und vom 10. bis 18. September genossen wir warmes Spätsommerwetter. Luigi und ich nutzten den frühen Nachmittag, als die meisten Italiener am Mittagstisch saßen, um die Messe zu besuchen. Im Gegensatz zu allem, was man über italienische Unorganisiertheit hört, ist die Fiera del Levante bestens organisiert. In der Peripherie Baris, z.B. unweit des Stadtstrandes „Pane e Pomodoro“, befinden sich Park & Ride – Parkplätze von denen im Zehnminutentakt Busse zum Haupteingang des Messegeländes abfahren. Der Parkplatz mit dem Busticket für Hin- und Rückfahrt kostet 1 Euro. Dafür bekommt man sogar noch eine Ermäßigung auf das Eintrittsticket und zahlt so für den Messebesuch nur 1,50 Euro pro Person.

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Buntes Gewimmel in der „Galleria delle Nazioni“.

Uns zieht es hauptsächlich zur „Galleria delle Nazioni“, in der in diesem Jahr 30 Nationen ihr Handwerk zum Verkauf anboten: Schmuck, Stoffe und Keramik aus dem Orient, Bernstein, Matrjoschkas und andere Kunsthandwerksprodukte aus Russland, Kleidung aus Asien und Südamerika und, und, und… Man riecht sie schon von Weitem am Duft von orientalischem Räucherwerk. Aber natürlich war das nicht alles: Designfans konnten sich im Pavillon „In Italy – Design in Puglia“ entsprechende Produkte ansehen (und kaufen). Eine Messehalle war der „Schönheit und Gesundheit“ gewidmet. Es gab eine Kreativmesse. Ein großes Areal war dem Gartenbau und der Gartenausstattung vorbehalten. Und sonst? Autos, galleria-delle-nazioni-2Caravan, das Militär, Nahrungsmittel, Antiquitäten, Möbel… kurz alles, was man sich auf einer Messe vorstellen kann. Für Geschäftspersonen gibt es eine „Geschäftsbörse“ und verschiedene Veranstaltungen, bei denen man sich treffen und miteinander in Kontakt kommen kann, so dass die Messe für alle spannend ist.

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Muss man haben! Oder nicht?

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Die Zeit vergeht schnell auf der „Fiera del Levante“, aber an den müden Beinen merkt man, wenn es Zeit ist, die Bushaltestelle aufzusuchen, um mit seinen Taschen und Tüten in Richtung Heimat aufzubrechen. Entgegen der Erfahrung aus den letzten Jahren, in denen Teile der Ausstellungsfläche leer geblieben waren und so manche Ecke einen trostlosen Anblick geboten hatte, verließen wir die 80. „Messe des Ostens“ mit dem guten Gefühl einen interessanten und eindrucksvollen Nachmittag verbracht zu haben.

Die nächste Gelegenheit für einen Ausflug zum Messegelände bietet sich für ganz Kurzentschlossene noch vom 7.-9. Oktober zum „Festival dell’Oriente“ (Orientfestival).