Wenn man unserem Automechaniker Luigi glauben mag, dann gibt es in der Nähe von Bari keinen besseren Ort für die Sommerfrische als San Giorgio. Wie gut ist es da, dass sich San Giorgio praktisch gleich vor den Toren von Bari befindet. Hier gibt es ein Hotel, einen Campingplatz und einen Bezahlstrand, aber auch einen winzigen Fischerhafen und einen öffentlichen Steinstrand, der vereinzelte, noch winzigere Sandbuchten eingeschlossen hat. Kinder tummeln sich somit vor der Steinbarriere im feinen Kies und die Erwachsenen schwimmen weiter draußen im glasklaren Wasser oder setzen sich gar mit ihren Stühlen hinein.
Nun hat Luigi hier nicht nur sein eigenes Sommerhäuschen, sondern offensichtlich befindet sich auch seine Großfamilie im weitesten Sinne hier, denn während er uns nur 100m die Strandstraße entlangführt, treffen wir auf zahlreiche Personen, die uns als Cousins vorgestellt werden. Einer von ihnen verkauft von seinem
mobilen Stand aus Seeigel, die er blitzschnell mit einer speziellen Zange öffnet und mir direkt zum Kosten anbietet. Leider hat mein Magen etwas gegen Tiere aus dem Meer, die keine Fische sind. Luigis Cousin findet das sehr bedauerlich. Luigi selbst besteht dennoch darauf, mir die Muschelaufbewahrungsanlage, eines anderen weitläufigen Verwandten zu zeigen. Zufällig befindet sich nämlich nicht weit von Luigis Sommerhäuschen einer der Fischläden, die in und um Bari als Juwel gelten: „Pescheria dal Nonno“.
Tatsächlich findet man hier allerhand Meeresgetier appetitlich angerichtet und aufgetürmt. Die Käufer drängen sich trotz der Hitze dicht an dicht. In die Arbeitsräume, wo Muscheln geputzt und geöffnet oder Polypen zu Tode geschüttelt werden, darf hingegen nicht jeder. Hier gibt es ein riesiges Becken, in dem die Muscheln in Kolonien an langen Metallträgern im frischen Meereswasser hängen, das ständig von außen hereingepumpt wird. Nur so behalten sie ihren Geschmack, sagt Luigi, und nur so erklärt sich auch die hervorragende Qualität. Natürlich wird mir erneut eine
Probe angeboten. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit in Bezug auf etwas, das aus dem Meer kommt, ist für den Baresen so ziemlich die schlimmste vorstellbare Strafe, weshalb ich hier von vielen bedauert werde.
Doch solange ich keine Lactoseunverträglichkeit bekomme, werde ich trotzdem gut in Apulien (über)leben. Davide interessierte sich auch weniger für Fische, sodass wir dem famosen Fischladen bald den Rücken und an den Strand zurückkehrten, um noch ein paar Schippen Sand ins Wasser zu werfen und uns richtig einzumodern. Sommerfrische ins San Giorgio hat eben für jeden etwas.