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Vom Flirten, Mitgiftjagen und Steuern hinterziehen – Auswandern auf Italienisch

Ich beschäftige mich nun schon seit mehreren Monaten mit den Italienischlernprogrammen von sprachenlernen24. Dabei habe ich festgestellt, dass gerade die Wörter am besten im Gedächtnis bleiben, zu denen man eine witzige oder auch aberwitzige Beziehung aufbauen kann. Inzwischen habe ich den Aufbauwortschatz zum Thema „Auswandern“ beendet und 10 Wörter/ Wortgruppen gehen mir freiwillig nicht mehr aus dem Gedächtnis.

1. flirtare

 Lehnwort – super! So etwas lässt sich immer leicht merken.

2. seduttore a caccia di dote – Mitgiftjäger

Mhm, warum befindet sich das wohl unter den 2100 hilfreichsten Wörtern zum Thema Auswandern? Mal überlegen… Damit könnte ich einem Italiener, der mich abends in einer Bar anspräche, zum Beispiel antworten: „Mi piacerebbe flirtare con Lei, ma Lei non é un seduttore a caccia di dote?

“Ich möchte gern mit Ihnen flirten, aber sind Sie auch kein Mitgiftjäger?“ Welche Antwort würde ich wohl erhalten? Und, was würde Luigi zu einer solchen Aktion sagen?

3. polo nord – Nordpol

Werde ich unbedingt beim nächsten Bewerbungsgespräch unterbringen: „Perchè Lei è venuta in Italia?” – “Senta, in realtà volevo andare al polo nord, ma probabilmente ho preso il bivio sbagliato.”

“Warum sind Sie nach Italien gekommen?“ – „Eigentlich wollte ich zum Nordpol, aber habe wahrscheinlich die falsche Abzweigung genommen.“

4. il rotolo di banconote – das Geldbündel

Haaaallo! Schon mal was von Kreditkarten gehört?

5. evadere le tasse – Steuern hinterziehen

Ein Volkssport in Italien, der dem Land jährlich zwischen 120 und 150 Millionen Euro kostet. An der Spitze der Steuervermeider stehen Anwälte und Notare, die aufgrund von Fahndungsdruck inzwischen dazu übergegangen sind, ihr zu versteuerndes Jahreseinkommen mit deutlich über 20.000 Euro anzugeben, was aber trotzdem nicht bedeuteten muss, dass die Angaben den tatsächlichen Einnahmen entsprechen.

6. pagare lo straordinario – Überstunden ausbezahlen

Das Ausbezahlen von Überstunden ist nach einer Umfrage unter Luigis Verwandten noch bei niemandem vorgekommen.

7. lo specchietto esterno – der Außenspiegel

Eine besonders gefährdete Komponente an italienischen Fahrzeugen. Nicht selten ist er demoliert oder fehlt gänzlich.

8. obliterare il biglietto – den Fahrschein entwerten

Ja, auch das will in mehrerer Hinsicht gelernt sein. Auf dem Rückweg von Alberobello mit meinen Eltern im Schlepptau vom Schaffner nach den Tickets gefragt, diese mit gutem Gewissen gezückt und ihm zum Lochen unter die Nase gehalten. Plötzlich: „Die Tickets sind aber nicht entwertet.“ – Immer noch guten Gewissens: „Klar, habe ich heute früh gemacht!“ – „Für die Rückfahrt müssen Sie aber die andere Seite entwerten.“ – Nun doch zerknirscht: „Oh.“ – „Ich könnte jetzt 100 Euro Strafe von Ihnen verlangen.“ – Noch etwas zerknirschter und mit unglaublich schuldigem Gesichtsausdruck: „Oooh, das tut mir leid. Ich wusste das nicht.“ – Zufrieden mit sich und seiner pädagogisch wertvollen Arbeit locht er das Ticket lächelnd auf der anderen Seite: „Va bene. Aber beim nächsten Mal denken Sie daran.“ „Ja, natürlich. Danke.“ Puh, noch einmal Glück gehabt!

9. sporgere querela – Klage einreichen

Ein weiterer italienischer Volkssport. Hobbymäßig geklagt wird vor allem wegen Strafzetteln. Die Gerichte sind damit so überlastet, dass sich ein uns bekannter Ordnungshüter bereits dreimal überlegt, ob er ein Ticket wegen Falschparkens ausstellt oder lieber am Auto wartet, um den Verkehrssünder mündlich zu ermahnen.

10. mucchio di rifiuti organici – Komposthaufen

Ist noch aus dem Grundkurs hängen geblieben, aber perfekt für den nächsten Besichtigungstermin unserer Terrassenwohnung mit unserer ambizionierten Architektin. Diese sollte eigentlich nur die Renovierungsarbeiten überwachen, hat aber schon jede Menge kostspielige Vorstellungen für einen kompletten Wohnungsumbau geäußert. Ich sorge innerlich bereits gegen mögliche Ideen für unsere Terrasse vor. „Questo sarebbe il posto perfetto per una vasca con idromassaggio.“ – „Non è possibile. Lì facciamo il mucchio di rifiuti organici.”

„Und hier wäre der perfekte Platz für einen Whirlpool.“ – „Geht nicht. Hier kommt schon der Komposthaufen hin.“

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Das waren also meine aktuellen Italienischfavoriten. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ihr mit dem Lernen einer Fremdsprache gemacht habt? Welche Wörter haben sich denn besonders in euer Gedächtnis eingebrannt? Nutzt einfach die Kommentarfunktion für eure Geschichten.

Abgesehen davon werde ich mich am Wochenende in die apulische Karnevalshochburg Putignano begeben, die auf eine der längsten Karnevalstraditionen Europas zurückblicken kann.  Als ausgemachter Faschingsmuffel und Vermeider von Großveranstaltungen bemitleide ich mich schon selbst deswegen. Aber, was tu ich nicht alles für euch und die Wissenschaft . . . Helau!