Apulien und Olivenbäume gehören zusammen wie Italien und Dolce Vita. Das ist den Baresen natürlich auch klar und so hoben sie am letzten Wochenende die Messe „Oasi“ aus der Taufe, auf der sich alles um den Olivenbaum und Produkte aus Oliven drehte. Der Eintritt war kostenlos und, wer sich rechtzeitig online anmeldete, konnte obendrein noch eine kleine Flasche Olivenöl abstauben. Das waren also schon drei gute Gründe, die uns am Sonntagmorgen auf das Messegelände führten.
Zu verkosten und kaufen gab es natürlich vor allem Olivenöl, aber auch andere Bioprodukte aus der Region: Nudeln, Obst, Gemüse, Mehl, Käse und, und, und… Die Aussteller waren allesamt sehr gesprächig und bemühten sich nicht nur nett angerichtete Häppchen zu reichen, sondern die Otto-Normal-Verbraucher auch über die Eigenschaften ihrer Produkte und vor allem über die gesundheitsfördernden Eigenschaften von hochreinem Olivenöl (extra vergine) aus der Kaltpressung aufzuklären.
Scheinbar schätzen die durchschnittlichen Apulier bisher eher süßliches Olivenöl, das entsteht, wenn man die Oliven vorher erhitzt und auch noch den letzten Tropfen aus ihnen herauspresst. Beim Erhitzen werden jedoch die sekundären Pflanzenstoffe, die den eigentlichen gesundheitsfördernden Wert des Olivenöls ausmachen, fast komplett zerstört. Daher erkenne man ein gutes Olivenöl daran, dass die Polyphenole noch auf der Zunge prickeln und eine gewisse „Schärfe“ erkennen lassen, erfahre ich. Das ist natürlich aufwendiger, weil die Oliven unmittelbar nach der Ernte quasi noch baumfrisch in der Presse landen müssen. Zum schonenden Anbau und zur schnellen Verarbeitung kommen noch jede Menge Kosten und Aufwand für den Hersteller, wenn er ein Bio-Zertifikat für seine Produkte erwerben möchte.
Kurze Wege, Verzicht auf chemische Düngung und im Nacken die Angst vor dem Bakterium Xylella, das sich im Moment in Apulien verbreitet und wegen dem bereits Hektar-weise Olivenhaine im Salent abgeholzt werden mussten – so ein Olivenanbauer hat offensichtlich an Vieles zu denken, unter anderem auch an neue Verwendungs- oder Kombinationsmöglichkeiten wie bei Grandolfo in Schokolade oder bei der Cooperativa Agricoltura Progresso aus Terlizzi, deren mit Basilikum, Limone, Pfefferminz oder Zwiebeln aromatisierte Öle geschmacklich ihrem gehobenen Preis von 6 Euro für 250 ml Öl voll gerecht werden.
Doch nicht nur die Anbaufirmen haben auf der Oasi Überzeugungsarbeit hinsichtlich der Vielseitigkeit von Oliven geleistet. Auch bildende Künstler der Region zeigten, was sich alles in einem Stück Olivenbaumholz verbergen kann: angefangen bei eher einfachen Formen wie Löffel über Schmuckstücke bis hin zu großformatigen Skulpturen. Von der schweißtreibenden Seite der Kunst konnte man sich beispielsweise überzeugen, als Cosimo Latorre am Sonntagmorgen an einem Stück zu arbeiten begann. Ich traf auch Tonino Zurlo wieder, einen alten Bekannten aus Ostuni, in dessen kleine, versteckte Werkstatt ich immer wieder gern einkehre, obwohl er seine Kunstwerke nur schweren Herzens oder gleich gar nicht verkauft.
Kaspertheater, Showkochen, Kosmetik, Musik sowie eine Videokonferenz mit Paolo de Castro, dem Vorsitzende des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der EU, rundeten die Veranstaltung ab. Lohn der organisatorischen Mühe war dann auch die überraschend hohe Zahl von 8000 Besuchern an den drei Veranstaltungstagen. Wir waren jedenfalls begeistert und ich warte nun gespannt darauf, ob unser Olivenbaum auf der Terrasse in diesem Jahr nicht nur Blüten ansetzen, sondern auch zum ersten Mal in seinem Leben Früchte hervorbringen und ausreifen lassen wird. Alles Bio versteht sich.
Wer noch mehr über Oliven und Olivenöl wissen möcht, liest hier meinen Bericht über einen Besuch in der Ölmühle „De Carlo“.