Archiv für den Monat November 2016

Frage: Braucht man im dritten Stock einen Komposthaufen?

Antwort: Na, aber selbstverständlich!

Ich möchte nicht wissen, was unsere Nachbarn, welche das Vorgehen auf unserer Terrasse stets mit Interesse verfolgen, gedacht haben, als ich dieser Tage mit meinen dreckigen Gummibotten freudestrahlend über dieselbe stiefelte und pechwarzes Stollenprofil hinter mir ließ, als käme ich gerade vom heimischen Acker. Wenn es für die süditalienischen Eingeborenen mit 20 Grad nicht zu kalt zum freiwilligen Hinaustritt auf den Balkon gewesen wäre, wüsste ich es vielleicht, denn es werden sich gern ein paar höfliche Worte von Balkon zu Balkon zugerufen. Möglicherweise werde ich es im nächsten Frühjahr erfahren oder, wenn ich Nachbarn aus dem näheren Umkreis im Supermarkt treffe. Wie auch immer… dieser Bericht handelt von einem Komposthaufen und meinem diesjährigen Weihnachtsgeschenk.

Wie man in der Stadt zu einem Komposthaufen kommt

Wer hier häufiger mitliest, weiß, dass ich passionierte Stadtgärtnerin bin und gelegentlich mit meinen Händen in Erde wühlen muss. Außerdem bin ich williges Opfer einer Internetseite namens Dalani geworden, von der angeblich (und auch tatsächlich) stark heruntergesetzte Markenware aus verschiedensten Bereichen per Newsletter zu mir auf den heimischen Computer flattert. Viel zu oft schaue ich mir diese Angebote dann auch an und bestelle zum Beispiel so nützliche Sachen wie einen Komposthaufen. Komposthaufen? Ja, Komposthaufen.

herumwuelen-im-kompost

Mit einem Komposthaufen lässt man nicht nur Erde entstehen, wo man sie benötigt, sondern reduziert auch noch das lästige Hinuntertragen von Biomüll.

Als ich im letzten November die Komposthaufen oder vielmehr Plastik“würfel“ mit Deckel, in die man seine Abfälle schmeißen kann, auf der Seite sah und feststellte, dass der größte nur die Hälfte des Preises des kleinsten von ihnen kostete, traf es mich wie ein Blitzschlag: Was meine Terrasse dringend brauchte, war ein Komposthaufen, in den ich all die abgefallenen Blätter und Pflanzenteile werfen konnte, die ich so tagtäglich in den Ecken zusammenfegte und über den Biomüll entsorgte. Und da meine Terrasse recht groß ist, fand ich auch, dass der größte Komposthaufen gerade gut genug war. Außerdem hoffte ich natürlich, dass sich mit der häuslichen Produktion von Komposterde der Kauf von Säcken mit Blumenerde und vor allem das Treppensteigen mit denselben reduzieren würde.

Von den Schwierigkeiten einer Terrassenkompostproduktion

Natürlich bringt so ein Projekt „Terrassenkomposthaufen“ auch Bedenken mit sich. Schließlich muss unbedingt verhindert werden, dass sich Wasser auf den schon recht maroden Fliesen staut oder gar in diese eindringt. Das hoffte ich mit Plastikfliesen zu lösen, die ich unter dem Komposthaufen verlegte und die den gewünschten Abfluss z.B. von Regenwasser gewährleisten sollten. Dann legte ich zwei alte Wachstuchtischdecken darauf und stellte den Plastikcontainer an seinen Ort. So weit, so gut.

Blätter und anderer Pflanzenschnitt fallen bei uns genug an. Das zunächst sehr magere Häufchen Abfälle wuchs über den Winter und Frühling zu einem recht stattlichen Hügel, allerdings knisterte es verdächtig nach Heu und sah so gar nicht nach Erde aus. Eine vorsichtige Bewässerung des Heuhaufens im Sommer, ein/ zwei Eimer Gartenerde mit den darin enthaltenen Würmern und anderem winzigen Getier, sowie hin und wieder eine Zeitung (damit den Asseln und Würmern auch nicht langweilig wird) schien dennoch keinen Befeuchtungserfolg zu bringen, so dass ich immer mehr davon überzeugt war, dass ich eine Art Plastikwanne brauchte, in welcher der Komposthaufen stehen musste, um feucht genug gehalten werden zu können.

Man soll die Weihnachtsgeschenke pflanzen wie sie fallen (oder so)

weihnachtsgeschenk

Geschenketipp: Blumen kommen immer gut an!

Luigis diesjähriges Weihnachtsgeschenk (Ja, ja! Wir sind halt ein bisschen früher dran.), eine enorme Strelizie, die in einem enormen Blumentopf enorm viel Erde brauchte, führte mir wieder vor Augen, wie schön es wäre, wenn der Komposthaufen endlich funktionierte. Also machte ich mich auf die Suche, nach einem passenden Untersatz. Über die von meinem Mechanikervater vorgeschlagene Kofferraumwanne, gelangte ich schließlich zu einem quadratischen, 1,20 m großen und 12 cm hohe Pflanzgefäß, das findige Leute, welche es bei Amazon gekauft und bewertet hatten, auch als Katzenklo oder Hundbadewanne benutzten. Komposthaufenuntergrund fügt sich nahtlos in die Liste der kuriosen Nutzungsmöglichkeiten ein. Bestellt und nur kurz daran gedacht, wie viel Blumenerde man für den Preis kaufen können hätte…

sympathische-bluetenAls ich mich letztendlich daran machte, den Komposthaufen umzuschichten, um die „Wanne“ unter den selbigen zu befördern, kam die große Überraschung. Der von außen trocken anmutende Kegel aus Pflanzenschnitt und Blättern, bestand innen aus fetter Komposterde, in der sich sogar relativ große Würmer aalten und aus der ein Battalion Kellerasseln in alle Richtungen davonstürmte. So kam es, dass ich wie eingangs beschrieben mit dreckigen Gummistiefeln freudestrahlend über meine Terrasse bottet und alle Eimer zusammensuchte, deren ich habhaft werden konnte. Vier große Eimer Erde und eine Neuinstallation später, pflanzte ich auch meine Strelizie ein und feierte die einsetzenden Rückenschmerzen als Siegestrophäe über die Widrigkeiten des Stadtgärtnerns.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten (morgen ist der 1. Advent)!

Ergänzend, weil ich fürchte, dass der Kommentar von ihr untergehen könnte, möchte ich auf einen Beitrag von Ulrike über ein sehr interessantes „Regenwürmerbuch“ und einen tollen Balkonkomposthaufen hinweisen, der das Kompostieren ganz leicht und macht und einigen Aufwand erspart: Hier lesen.