Archiv für den Monat September 2016

Auf die Palme gebracht

Buchstäblich auf die Palme gebracht hat die Stadt Bari ihre Einwohner, die über 40 Jahre in einer der wichtigsten Einkaufsstraßen, der Via Sparano, unter inzwischen recht stattlich gewordenen Exemplaren dieser Gattung lustwandeln oder in ihrem Schatten sitzen konnten. Im Zuge eines Projekts zur „Aufwertung“ der Straße werden die Sitzgelegenheiten, welche die Palmen bisher umfassten, zerstört und die Bäume unter den bedauernden bis ungläubigen Blicken der Baresen mit schwerem Gerät ausgegraben und zum Beispiel in den Park des 2. Juni oder an die Stadtmauer gebracht.

entpalmisierung-2Natürlich gab es im Vorfeld der Aktion zahlreiche Proteste, aber Stadt und der Bürgermeister halten an ihrem Projekt, das neben einer Aufteilung der Via Sparano in sechs unterschiedliche Bereiche mit individueller Note auch eine Neubegrünung mit Sträuchern und Blumentöpfen vorsieht, fest. Je nach Tagesform gibt man in Interviews dafür eine Fläche 150 bis 250 qm an. Die Palmen haben ca. 160 qm Fläche eingenommen. Ich persönlich frage mich, warum niemand auf die Idee gekommen ist, die mehr 4,5 Millionen Euro für die Umgestaltung der Via Sparano zur Verschönerung von Flächen einzusetzen, die bisher nichts zu bieten haben. Nur zwei/ drei Querstraßen weiter und schon steht man in einer Straße mit bröckelnden Fassaden, ohne jegliches Grün. Statt dessen investiert man in die Zerstörung eines Wahrzeichens der Stadt. Via Spanaro, die mit den großen Palmen. Es war einmal.

Eines hat das Projekt jedenfalls schon erreicht: Die Straße bietet einen traurig-grauen Tunnelblick auf die Piazza Umberto mit dem dahinter liegenden Bahnhof. Von den Baresen wird sie inzwischen „Friedhofsstraße“ genannt.