Archiv für den Monat August 2014

Die schönste Mülleimeraufbewahrungsholztruhe der Welt

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Holztruhendeckel im Originalzustand

Bis vor einem Jahr gab es in Triggiano noch riesige Gemeinschaftsmüllkontainer am Straßenrand. Die quollen trotz regelmäßiger Leerung schon nach einem Tag im wahrsten Sinne des Wortes über und ergossen sich auf den sie umgebenden Straßen- und Fußwegbereich. Wilde Hunde und Katzen taten ihr Übrigens, wenn sie in der Nacht in den Müllbeuteln nach Abfällen suchten, um diese Müllkontainer zu einer „vergogna“ zu machen – einer „Schande“ um es mal verharmlosend mit Mamma Marias Worten auszudrücken.

Im letzten Jahr kam dann ein genialer Triggianese auf die Idee, die Mülltrennung bei uns einzuführen. Die Müllkontainer verschwanden über Nacht. Statt dessen bekam jeder Haushalt kleine Mülleimer für Papier, Biomüll und Diverses, sowie gelbe Säcke für Plastikmüll, die nun nach einem festgelegten Wochenplan zur Leerung vor die Haustür gestellt werden müssen. Abgesehen von den anfänglichen abendlichen Diskussionen um den richtigen zu entsorgenden Abfall funktioniert das System recht gut.

Der Lack ist ab

Der Lack ist ab

Den Spitzfindigen unter den Mitmenschen, die statt der Eimer lieber Plastiktüten mit ihrem Müll vor die Haustüren drapierten, um nicht am nächsten Morgen die entleerten Eimer wieder hochholen zu müssen, wurde durch freundliche Schreiben von der Hausverwaltung bald klar gemacht, dass das erstens den Bemühungen um eine sauberer Stadt völlig zuwider lief und zweitens mit einem Ordnungsgeld bestraft werden könne. So weit, so gut.

IMG_7587Als wir im letzten November endlich in unsere Traumwohnung einziehen konnten, holten wir die uns zustehenden Eimerchen und eine Rolle Säcke vom zuständigen Büro ab. Leider waren die Papiereimer ausgegangen. Doch zu dieser und auch in der folgenden Zeit hatten wir noch so viele Pappkartons, dass uns das Fehlen des Papiereimers nicht unangenehm auffiel. Erst, nachdem Luigi mehrmals im Laufen von drei Monaten vergeblich nach einem Papiereimer gefragt hatte, wurden wir ein wenig ungeduldig und der Fragerei müde.

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Ausbessern von größeren Löchern und Zwischenräumen

Just in diesen Tagen ergab es sich jedoch, dass ein starker Sturm über Triggiano hinwegfegte. Zufällig geschah das an einem Montagvormittag, an dem die Papiereimer zum Entleeren vor die Tür gestellt werden mussten. Noch Tage später sah ich herrenlose Eimer am Straßenrand liegen oder stehen, die der Wind durch Triggiano gepustet hatte und die von ihren Besitzern nicht wiedergefunden worden waren. „Brauchst nicht mehr wegen eines Eimers fragen zu gehen.“, sagte ich daher eines Abends zu Luigi. Der war nicht böse darüber.

IMG_7589Doch drei Mülleimer und einen gelben Sack möchte man nicht gerne in seinen vier Wänden aufbewahren. Ganz abgesehen davon, dass sie selten farblich oder materialmäßig zur Einrichtung passen dürften, entwickeln sich auch bei noch so häufiger Abholung oder Entleerung zwangsläufig Gerüche. Also raus mit ihnen auf den Balkon oder die Terrasse! Davon haben wir ja genug. Allerdings fand ich es nicht witzig, dass schon ein paar Tage später ein erneuter Sturm sämtliche Eimer und deren Inhalt zwischen die Blumenkübel und in die Terrassenecken fegte. So entstand die Idee für eine Mülleimertruhe.

Eine Holztruhe, die schon so alt schmeckte, dass die Holzwürmer sie bereits wieder verlassen hatten, fand sich bei einem Verwandten, der sie uns gerne überließ. Ich missbrauchte sie zunächst als Aufbewahrungsmöglichkeit für Dünger, Farben und andere Kleinigkeiten, aber ihr endgültiges Schicksal war schon lange vor diesem Sommer besiegelt worden.

truhe fertig offen

Ab in die Kiste!

Die im Sommerloch frei gewordenen Stunden nutzte ich also, um mit Spachtel, Schleifgerät, Holzausbesserungspaste, Imprägnierung und Lasur die wohl schönste Mülleimeraufbewahrungsholztruhe diesseits des Äquators, vielleicht sogar der ganzen Welt zu erschaffen. Ein paar Scharniere, Rollen und einen Messinggriff hat es mich auch noch gekostet, aber nun ist die Gefahr von Fischgräten und Hähnchenknochen zwischen den Geranien endlich gebannt. Die Herbststürme können kommen. Na, gut, also nicht gleich. Kosten wir erstmal den Sommer aus. Es gibt noch so viel zu tun.

Truhe fertig 2