Archiv der Kategorie: Der alltägliche Wahnsinn

Von Wahlbetrug und Dummheit

Kaum entfernt man sich mal für ein paar Tage aus der neuen Heimat, wird diese von einem Skandal erschüttert. So, richtig empören kann man sich darüber jedoch nicht, denn wie wir bereits wissen, kennzeichnet den italienischen Staat eine recht flexible Auslegung von Recht und Gesetz. Dabei spreche ich nicht nur von der kriminellen Energie, die einen Triggianesen zu einem gefürchteten Mafiaboss Chicagos aufsteigen ließ, sondern auch von so „Kleinigkeiten“ wie kompletter Schwarzarbeit bei gleichzeitigem Bezug von Bürgergeld oder in Bargeld ausbezahlten, unversteuerten Überstunden. Da kann man über die dilettantische Vorgehensweise beim Wählerstimmenkauf eigentlich nur noch schmunzeln.

So geschehen in der Kommunalwahl von 2021 in Triggiano und auch Grumo Apula, wobei schon einen Monat später Beweisdokumente in Mülltonnen von Bari aufgetaucht sein sollen, die unserem Bürgermeister Donatelli jetzt zum Verhängnis geworden sind. Während man sich als geschulter Krimileser oder Krimigucker fragt, warum diese Dokumente nicht in irgendwelchen Mülltonnen verbrannt oder wenigstens formschön geschreddert worden sind, sitzt Donatelli jetzt in Hausarrest und harrt der Dinge, die da kommen. Grumos „Stadtrat für Sicherheit und Stadtpolizei“ Lella ist hingegen ins Gefängnis eingezogen.

Doch die Affaire zieht richtig weite Kreise in Apulien. Untersucht wird auch der Einfluss von Armando De Francesco, der von 2014 bis 2019 Stadtrat von Bari war. Anita Maurodinoia, sogar Rätin für Verkehr der Region Apulien ist wegen Korruption bei den Wahlen zurückgetreten und befindet sich in Hausarrest. Die meisten Politiker waren für die Partei „Sud al Centro“ („Der Süden im Zentrum“) tätig und hatten sich eigentlich auf die Fahnen geschrieben, sich besonders für unsere Region einzusetzen.

Diesem Vorhaben haben sie mit dem Wählerstimmenkauf einen Bärendienst erwiesen. Aber wie funktionierte das nun genau? Für eine Stimme bezahlte man 50 Euro. Dafür mussten die gekauften Wähler nach der Abstimmung eine Kopie ihres Ausweises und eine Kopie des Stimmzettels vorlegen, damit überprüft werden konnte, ob sie wirklich zur Wahl gegangen waren. Diese Dokumente sind dann teilweise in Mülltonnen von San Giorgio, einem kleinen Flecken zwischen Triggiano und Bari, aufgetaucht und haben zu einer Untersuchung geführt, die nun – 3 Jahre später – mit Arresten und Rücktritten von zehn Politkern ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.

Doch obwohl sowohl Kriminalität als auch Dummheit bestraft werden müssen, kann man vielleicht trotzdem fragen, ob diese Personen jemals bestraft werden. Ich bin mir da nicht so sicher, aber ich werde das Geschehen verfolgen.