Archiv für den Monat März 2016

Kopfschütteln 2 – Hässliche und andere Mütter in der Politik

Mutterschaft vs. Politisches Amt

Neben der Homoehe und der Diskussion um die Adoption der Kinder von gleichgeschlechtlichen Partnern hat auch das zweite Thema, das bei mir immer noch für Kopfschütteln sorgt, im weitesten Sinne etwas mit Familie zu tun. Offensichtlich ist die Emanzipation bei manchen Italienern noch nicht bis ins Bewusstsein vorgedrungen. Da kandiert die schwangere Politikerin Giorgia Meloni für das Bürgermeisteramt in Rom und bekommt prompt öffentlich von ihren Kollegen geraten, doch lieber mit dem künftigen Kind zu Hause zu bleiben, statt sich der katastrophalen Lage des bereits seit Oktober 2015 führungslosen Roms anzunehmen.

Mal ganz davon abgesehen, dass für jede Frau die Entscheidung für oder gegen Mutterschaft eine ganz persönliche Entscheidung sein sollte, in die ihr niemand hineinzureden hat, gibt es in Italien ohnehin nur eine recht kurze Mutterschutzzeit und die Bürgermeisterin von Rom hätte sicher auch noch andere Möglichkeiten der Vereinbarung von Mutterschaft und Beruf über die normalen Betreuungsmöglichkeiten für kleine Kinder hinaus. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Mütter die besseren Politiker sind, mindestens was soziale und ökologische Entwicklungen betrifft. Eine Mutter würde bestimmt nicht wollen, dass ihr Kind am Tiberufer im Müll watet oder in eine Schule geht, in welcher der Putz von den muffigen Wänden fällt – ein verantwortungsvoller Vater sicher auch nicht, aber es ist eben kaum zu erklären, warum so merkwürdige männliche Persönlichkeiten in Italien Politik machen, wie sie zu ihrem Amt gekommen sind und warum hier so gar nichts vorwärts zu gehen scheint.

Für Politik nicht schön genug

Kann man(n) sich im Fall Meloni noch mit gespielter Fürsorge herausreden, geht es bei der Kandidatin für das Bürgermeisteramt in Mailand Patrizia Bedori darum, dass man sie für nicht schön genug für die Politik hält. Nachdem sie von mehreren Seiten als „hässlich und fett“ beschimpft wurde, hat sie beschlossen, sich dem medialen Stress nicht länger auszusetzen, und ihre Kandidatur zurückgezogen.

Abgesehen davon, dass „schön“ oder „hässlich“ doch sehr individuelle Einschätzungen sind und lange nicht von allen geteilt werden müssen, ist es schade, dass es in Italien nicht wichtig ist, wer einen Posten am besten ausfüllt, sondern wer ein gefälliges Gesicht und am besten keinen Uterus hat. Frau Merkel hätte es hier aus diesen Gründen und wegen ihrer Kleidung höchstens in die Lokalpolitik geschafft.