Archiv für den Monat September 2020

Aller Anfang ist mulmig – Schulstart in Zeiten von COVID19

7 Monate schulfrei

Seit dem 5. März hatte Davide seinen Kindergarten nicht mehr von innen gesehen. Der an diesem Tag beginnende italienweite Lockdown endete Anfang Juni und damit genau zu dem Zeitpunkt, an dem Schulen und Kindergärten normalerweise die Sommerferien ausrufen. Das hatte also zur Folge, dass die überwiegeden Anzahl der italienischen Kinder in diesem Jahr fast 7 Monate am Stück zu Hause betreut werden mussten. Ohne das große Durchhaltevermögen der Großeltern, vertrauenswürdiger Babysitter und der Arbeit Homeoffice wäre das alles nicht zu bewerkstelligen gewesen.

Davide hatte schon nach ein paar Wochen verkündet, dass er gar nicht mehr in den Kindergarten zurück will. Bis letzte Woche hielt sich diese Überzeugung mit einer Ausnahme, meiner Sprachschule, wo ihn, seit wir im Juni wieder damit beginnen konnten Prüfungen durchzuführen, einmal pro Woche die Sekretärinnen belustigten, während ich besagte Prüfungen vorbereitete.

Vorbereitung auf den Schulstart

Vor zwei Wochen gab es eine große Elternversammlung, bei der alle Eltern ihre Kinder für das Bringen und Abholen in Zeitfenster eintragen mussten, um zu große Menschenansammlungen vor der Schule zu verhindern. Wir sind also nun berechtigt, Davide von 8 bis 8:30 zur Schule zu bringen und zwischen 14 und 14:30 wieder abzuholen. Zu klären bleibt noch, ob es eine Schulspeisung geben wird, denn die Mensa wurde über die letzten Monate in zwei zusätzliche Klassenräume umgebaut. Zur Not werden wir wieder täglich (lau)warmes Mittagsgericht mitgeben, wie wir es im letzten Schuljahr machten, weil – Ironie der Geschichte – die Mensa  nicht dem Standard entsprach und über 5 Monate in eine Standardmensa umgebaut werden musste.

Der erste Schultag im Schatten von COVID19

Heute begrüßten uns also zwei mit Handschuhen, Masken und Plastiksichtschutz versehene Bidelli am Schulzaun, nahmen die Kinder und eine Selbsterklärung, in der wir bestätigten, dass wir jeden Tag das Fieber messen und unser Kind nicht mit Fieber in die Schule schicken werden, in Empfang, ließen die Kinder ihre Hände mit Desinfektionsgel einreiben und führten sie in die Schule hinein. Während man den Bidelli die Nervösität und Anspannung ansah, schwankten die Gefühle derer, die vor dem Zaun bleiben mussten, zwischen Erleichterung und mulmiger Besorgnis.

Gegen Mittag war der Spaß schon wieder vorbei, denn heute und morgen ist Eingewöhnung. Da werden alle Kindergartenkinder schon um 12:15 Uhr entlassen. Während sich also alle Eltern vor dem Schulzaun drängten, wurden die Kinder eines nach dem anderen hinausgebracht. Ich stand von 12:10 Uhr bis 12:45 am Zaun und war nicht die letzte Mama. Aber egal! Der Anfang ist gemacht. Immerhin.

Mein Sohn und alle seine Kindergartenfreunde und -freundinnen trugen glücklich riesige Luftballons vor sich her.

Andrà tutto bene – Alles wird gut. Fast möchte man daran glauben.