Nichts ist unmöglich

Schon einmal bin ich im letzten Jahr über die Organisation von Freiwilligen namens „Retake Bari“ gestolpert, als plötzlich junge Leute in blauen Westen in der Unterführung an Baris Technischem Institut und wissenschaftlichem Gymnasium „Marconi – Hack“ zunächst die Wände weißten, um dann fröhlich bunte Bemalung aufzubringen, die sich thematisch am Leben und an der Forschung der beiden Wissenschaftler orientierten.

Diesen Einsatz, mit dem man sich als Bürger ein unwirtliches Stück Baris zurückerobern („retake“) wollte, fand ich mehr als gelungen. Daher war ich froh, als sich in einer anderen bis dahin nicht minder gruseligen Unterführung über ein paar Wochen des letzten Jahres die beschmierten Flächen ebenfalls in Straßenkunst verwandelten. Man läuft doch lieber durch einen farbenfrohen Dschungel als zwischen schwarzen Kritzeleien unter Bahnschienen hindurch.

WE BREATHE ist das Werk von Amalia Tucci. Es zeigt den Menschen im Einklang mit der Natur und der Evolution. Der Mensch ist dabei in der Lage, sich in einer idealen Stadt nach menschlichem Maßstab ohne Grenzen zu bewegen und frei atmen zu können.

Irgendwann wurde dann auch eine Plakette angebracht, mit deren Hilfe man etwas mehr über das Projekt erfahren konnte. Demnach handelte es sich nicht etwa nur um eine ansprechende Bemalung sondern um ein größeres Projekt, welches das Unternehmen Toyota mit einer neuartigen Wandfarbe in mehreren italienischen Städten durchführen möchte. Es sollen Flächen („Aria a colori“) mit Wandbildern geschaffen werden, welche nicht nur künstlerisch wertvoll sind, sondern durch die Spezialfarbe auch noch die Stadtluft reinigen. Also ist auch luftreinigende Wandfarbe nicht unmöglich und man fragt sich, warum man nicht alle Häuser mit dieser Farbe streicht. Jedenfalls ist nun mindestens in dieser Unterführung die Luft besonders gut.

GIUNGLA DI CITTA‘ – Silvio Paradiso will mit seiner Allegorie Stadtdschungel eine Inspiration für zukünftige Bauherren schaffen, ist der Dschungel doch das beste Beispiel für ein System, das vollkommen nachhaltig ist und von den Kräften, die in ihm interagieren, selbst verwaltet wird.
„LA CITTÀ IDEALE, SOSTENIBILE E ACCOGLIENTE“ – Das Wandbild von Daniela Sersale zeigt von einem Loch in der Mauer ausgehend, ein das Panorama einer idealen Stadt mit sauberer Umgebung.

Toyota hat sich laut eigener Aussage dem „Wohlergehen des Menschen in seiner Umwelt“ verschrieben. Wohl deshalb steht auf dem angemalten Autobus mit Toyotasymbol so plakativ „e-bus“, aber wichtiger ist das Engagement der Firma, die zusammen mit Retake Bari einem Ort zu neuem Leben verholfen hat, der in den letzten Jahren immer mehr der Verkommenheit anheim zu fallen drohte.

DUCKMOBILE Giuseppe D'Asta
DUCKMOBILE – Das von Giuseppe D’Asta geschaffene Wandbild zeigt auf surreale Weise ein Transportmittel – das Entenmobil – einen Hybriden zwischen Natur und Künstlichkeit. Irgendwie erinnert es mich an die Figuren im Film „Yellow Submarine“ von den Beatles.
INSTINKTIV – Daniela Giarratanas Werk stellt den Menschen dar, der seinen Urinstinkt in der Stadt wiederbelebt. In der Stadt können wie in einem Dschungel Hindernisse und Gefahren lauern, aber der Mensch, auch wenn er blind ist, schafft es, sie mit seiner Kreativität und seinem Einfallsreichtum zu überwinden.

Ich finde es schön, dass sich Menschen und Unternehmen wie Toyota um eine lebenswerte Umwelt bemühen und wünsche mir sehr, dass die Einwohner Baris diese Arbeit zu schätzen und zu respektieren wissen werden. Diese neuartige Farbe sollte man auf jeden Fall auch stärker bewerben.

7 Gedanken zu „Nichts ist unmöglich

  1. B.

    Ich finde eine solche Initiative auch toll. Ich bin da immer nur skeptisch, ob es nicht um Marketing ihrer Marke geht.
    Der Ansatz ist jedenfalls sehr kreativ 👌 Liebe Grüße, B.

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    1. Corinna Autor

      Für Toyota geht es sicher nur um das Marketing. Aber für Retake Bari geht es um die Stadt und ihre Heimat und sogar die Normalbürger profitieren von der umweltfreundlichen Verschönerung. Da haben viele Seiten gewonnen.

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  2. afrikafrau

    hier in unserem Ort wäre es auch eine gute Idee, diese dunklen unbeleuchteten unschönen Ecken, den Künstlern freizugeben, um sich zu betätigen, wohl zu fühlen und für die Bewohner, die Stadt diese vergessenen Orte zu verändern-

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    1. Corinna Autor

      Ja, ich finde, das ist eine tolle Idee und mit einfachen Mitteln gemacht. Man muss vielleicht auch nicht die teuerste Farbe verwenden. Hauptsache ein schönes Motiv statt Schmiererei!

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  3. Belana Hermine

    Die Bilder müssen ja nicht jedem gefallen. Aber sie sind definitiv besser als irgendwelche Schmierereien. Leider werden bei uns solche Bilder irgendwann doch wieder überschmiert. Ich drücke die Daumen, dass es bei Euch bis dahin sehr lange dauert.

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