Archiv für den Monat November 2015

Der Abstellbalkon

Balkon vorher

Bis zum Sommer 2015 nutzten wir unseren Balkon nur zum Wäscheaufhängen

Traumwohnungen sind nicht nur zum wohnen da. Nein, jede Behausung braucht auch einen Raum (mindestens), den man zumüllen kann, denn was sammelt sich nicht alles innerhalb eines Lebens an, das aufgehoben und möglicherweise nie wieder angesehen werden wird! Die Spanne reicht von Schuhen (von denen vor allem frau viel zu viele besitzt) über Weihnachts- und Osterdekoration sowie Dekoration für andere Festtage (wovon man in der Regel auch zu viel besitzt) bis hin zu Pappkartons, die man für Garantieverschickungsfälle aufhebt und eigentlich auch nie wieder braucht.

Balkon nachher

Jetzt stehen auch die Waschmaschine und der Putzmittelschrank auf dem wetterdicht abgeschlossenen Balkon

Daher war das zweite Schlafzimmer in unserer Traumwohnung, wegen des Namensschildes an der alten Zimmertür auch „camera di Maurizio“, also Maurizios Zimmer, genannt, bis zur Geburt unseres Sohnes unser Abstellraum, der nur für Besucher notdürftig begehbar gemacht wurde. Mit Davides Ankunft und der Gewissheit, bald ein Kinderzimmer zu benötigen, war es endlich an der Zeit, unseren, von Anfang an gehegten Plan für einen Abstellbalkon in die Tat umzusetzen. Der schöne Balkon! – werden jetzt diejenigen ausrufen, die meinen Blog noch nicht so lange verfolgen. Aber ehrlich, bei unserer riesigen Traumwohnungsterrasse braucht man keinen Balkon. Daher sollten in diesem Sommer die Waschmaschine aus dem Bad und die Kartons aus Davides zukünftigem Kinderzimmer dorthin umziehen.

Einige unserer Nachbarn haben auf ihren Balkons, die bei unserem Palazzo alle in einen abgeschlossenen Innenhof ragen, zusätzlichen Wohnraum geschaffen, in dem sie diese mit richtigen Wänden und Fenstern ausgestattet haben. Das war natürlich nicht erlaubt, aber in der Ära Berlusconi gab es einen Moment, in dem man sein Fehlverhalten deklarieren konnte, eine kleine Strafe bezahlen musste und seinen zusätzlichen Wohnraum behalten durfte. So hat unser Unternachbar Nicola zum Beispiel seine Küche dorthin ausgelagert.

Da wir nicht angenommen hatten, dass eine derartige Möglichkeit staatlicher Vergebung so schnell wieder vorkommen wird, hatten wir uns über Alternativen informiert. Dabei kam heraus, dass alles erlaubt sei, was einen Balkon nicht hermetisch abriegele und damit bewohnbar mache. Unsere erste Idee war eine Art Wintergarten aus Glas. Aber der Besuch in einer Balkonverglasungsfirma brachte uns schnell auf den Boden der finanziellen Tatsachen zurück.

Schuhkartons von Ikea

Auf der linken Balkonseite ist noch Platz für weitere Schuhe und anderen Kram

Die Lösung fanden wir bei einer Firma, die sich im Einkaufszentrum mit „aufrollbaren Folienwänden“ präsentierte. Das hat den Vorteil, dass wir unsere Wände an heißen Sommertagen und auch zum Aufhängen der Wäsche wie einen Rollladen hochziehen und bei schlechtem Wetter wieder hinunterlassen können. Fünf Jahre Garantie haben mich auch beruhigt, denn bei „Folie“ schiebt sich der Gedanke an eine mindere Haltbarkeit doch in den Vordergrund. Jetzt ist unser Balkon schon ein halbes Jahr Abstellkammer und hat bereits einen starken Herbststurm überlebt, weshalb ich mindestens für die kommenden viereinhalb Jahre guten Mutes bin.

Ausgestattet mit Regalen einer schwedischen Möbelmarke beherbergt unser zudem frisch gefliester und weiß gestrichener Abstellbalkon nun viel zu viele Schuhe, Festtagsdekoration und weitere gefüllte sowie ungefüllte Pappkartons und Plastikkisten, außerdem Stühle, Kinderspielzeug und Einkaufstüten. Die Waschmaschine ist tatsächlich auch umgezogen. An ihren alten Platz haben im Bad wir ein Möbel für Handtücher und andere Badutensilien gestellt, um an dessen vorherigem Platz im Esszimmer Raum für einen Kamin frei zu geben. Doch das ist schon wieder eine andere Mission Traumwohnungsgeschichte.